In Lubmin hat das zweite deutsche Importterminal für Flüssiggas (LNG) den Betrieb aufgenommen. Das teilte der französische Energiekonzern Totalenergies mit, der die Anlage gemeinsam mit dem Lubminer Unternehmen Regas betreibt. Totalenergies werde die Anlage auch beliefern und so "einer der wichtigsten LNG-Lieferanten für Deutschland" werden, erklärte der Konzern.
Anlage soll fünf Prozent des deutschen Bedarfs decken
Die Anlage in Lubmin, bei der es sich mit der "FSRU Neptune" um ein schwimmendes Terminal handelt, soll vor allem Ostdeutschland mit jährlich bis zu 5,2 Milliarden Kubikmeter Erdgas versorgen. Nach Angaben der Betreiber reicht das aus, um fünf Prozent des deutschen Bedarfs zu decken.
Am Samstag ist die feierliche Einweihung des Terminals geplant. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) werden dafür in Mecklenburg-Vorpommern erwartet. Auch Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) wird vor Ort sein.
Erste Anlage arbeitet bereits in Wilhelmshaven
Im Zuge des russischen Überfalls auf die Ukraine treibt die Bundesregierung derzeit den Aufbau von Importinfrastruktur für LNG voran und hat dafür die Genehmigungsverfahren massiv gelockert. Fünf schwimmende LNG-Terminals hat die Regierung selbst gechartert. Eines davon hat in Wilhelmshaven bereits im Dezember den Betrieb aufgenommen.
Das verflüssigte Gas wird auch nach Wilhelmshaven per Schiff geliefert. Im Unterschied zum Terminal dort wurde die Anlage in Lubmin aber komplett privat initiiert und ist damit die erste dieser Art, die in Deutschland in Betrieb geht.
Umweltverbände befürchten dauerhafte Schäden
Wie auch in Wilhelmshaven gibt es von Umweltschützern viel Kritik an dem Projekt. "Die beschleunigten Verfahren gehen zu Lasten der Sorgfalt und der Umwelt", erklärte der WWF. In Lubmin entstehe "erheblicher zusätzlicher Schiffsverkehr", der die Meeresumwelt massiv beeinträchtige. "Die Energiekrise ist temporär, der Schaden an der Meeresumwelt dagegen dauerhaft."
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) will sowohl in Wilhelmshaven als auch in Lubmin gerichtlich gegen die LNG-Anlagen vorgehen und bemängelt Fehler in den Zulassungsverfahren. Die Umweltorganisationen kritisieren generell den massiven Ausbau der Infrastruktur für einen fossilen Energieträger wie Erdgas als überdimensioniert und konträr zu den Klimaschutzzielen der Bundesregierung.
LNG-Einfuhren steigen massiv
Die Einfuhr von LNG nach Europa ist im vergangenen Jahr nach Angaben der Denkfabrik Institute for Energy Economics and Financial Analysis um 60 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Der Großteil kam demnach aus den USA, die ihre Lieferungen um 143 Prozent steigerten. Katar lieferte 23 Prozent mehr und auch die russischen LNG-Lieferungen erhöhten sich um zwölf Prozent. Das erste Gas für das Terminal in Lubmin kommt aus Ägypten.
Diskussion um Fracking geht weiter
Ein Teil des importierten verflüssigten Gases wird per Fracking gewonnen. Der Bundesverband Erdgas, Erdöl und Geoenergie (BVEG) forderte mit Blick darauf die Aufhebung des Fracking-Verbots in Deutschland. Gas könnte demnach mit der umstrittenen Technologie in Deutschland selbst konkurrenzfähig gefördert werden. "Wir halten eine jährliche Förderung von zehn Milliarden Kubikmetern oder mehr für realistisch, je nach politischem Willen", sagte BVEG-Vorstandmitglied Ludwig Möhring der "Neuen Osnabrücker Zeitung".
Politisch ist das Thema jedoch heikel. SPD und Grüne lehnen Fracking - die Förderung von Gas mittels Chemikalien aus Schiefergestein - strikt ab. Die FDP will die Methode zulassen und ihre Effizienz in Deutschland zumindest prüfen, um neue Energiequellen zu sichern. Auch die Union ist dafür offen.
Aufbruchsstimmung am LNG-Terminal Wilhelmshaven
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