Ein Aufkleber mit der Aufschrift "religionsfreie Zone"
Bildrechte: picture-alliance/ ZB | Arno Burgi

Der "Zentralrat der Konfessionsfreien" will eine Stimme für konfessionslose Menschen in Deutschland sein.

    Neuer Lobbyverband für Konfessionslose gegründet

    In Berlin haben sich 13 säkulare Organisationen zum "Zentralrat der Konfessionsfreien" zusammengeschlossen. Es geht ihnen um einen Einsatz gegen die "politische Dimension" von Religion. Einige große Verbände allerdings fehlen in dem neuen Gremium.

    Mit einem eigenen Lobbyverband wollen mehrere säkulare Organisationen künftig ihre Interessen gegenüber der Politik vertreten. Der "Zentralrat der Konfessionsfreien e.V." stellte sich am Donnerstag in Berlin erstmals der Öffentlichkeit vor. Es geht dem Verein nach eigenen Angaben um die Weiterentwicklung Deutschlands "zu einem konsequent säkularen, weltanschaulich neutralen Staat". Die Religionszugehörigkeit müsse als reine Privatsache behandelt werden.

    Im Fokus: die "politische Dimension" von Religion

    Der Vorsitzende des Zentralrats, Philipp Möller, sagte im Interview mit dem BR, ihnen gehe "es niemals um die persönliche Spiritualität, sondern immer um die politische Dimension von Religion, und die ist in Deutschland erheblich“. Als wichtigste Forderungen des neuen Verbandes nannte er die Aufhebung des kirchlichen Arbeitsrechts, die Streichung des Abtreibungsparagraphen 218 und des Werbeverbots für Abtreibungen aus dem Strafgesetzbuch sowie die Ablösung der Staatsleistungen an die Kirchen.

    Keine religiösen Symbole im öffentlichen Raum

    Weitere Anliegen sind etwa das Ende des staatlichen Einzugs der Kirchensteuer, die Einführung von Ethik als Pflichtschulfach, der Abbau von Hürden bei der Suizidhilfe oder das Entfernen religiöser Symbole aus dem öffentlichen Raum. Zu Mitgliederzahlen wollte sich Möller nicht äußern, es gehe vor allem um die Durchsetzung von Inhalten. Zu den Mitgliedsorganisationen des "Zentralrats der Konfessionsfreien" gehören die Giordano Bruno-Stiftung und mehrere mit ihr verbundene Organisationen sowie der Internationale Bund der Konfessionslosen und Atheisten, Jugendweihe Deutschland und die "Gesellschaft für Aufklärung und Technik cum ratione".

    Nicht alle säkularen Organisationen sind dabei

    Der neue Zentralrat ging aus dem "Koordinierungsrat säkularer Organisationen" hervor. Im September 2021 habe sich die Mehrheit der säkularen Verbände für die Umbenennung ausgesprochen, heißt es beim Zentralrat. Offenbar aber nicht die großen Verbände wie der Humanistische Verband Deutschlands (HVD), der Deutsche Freidenker-Verband und der Dachverband freier Weltanschauungsgemeinschaften - denn die traten daraufhin aus. Michael Bauer, Vorstand der Humanistischen Vereinigung (HV), distanzierte sich auf Anfrage ausdrücklich von dem neuen Rat. Er habe generell ein Problem mit der Benennung "konfessionsfrei". Zudem hätten bei Themen wie Sterbehilfe oder assistiertem Suizid auch konfessionslose Menschen keine einheitliche Meinung - dieser Anschein werde aber erweckt. Es sei nicht klar, wen und wessen Meinung der "Zentralrat der Konfessionsfreien" repräsentiere.

    Mit Material von der KNA

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