Symbolbild: Soldat sitzt auf einer Treppe
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Zahl der Kriegsdienstverweigerer in Deutschland stark gestiegen

Die Zahl der Kriegsdienstverweigerer bei der Bundeswehr hat sich einem Bericht zufolge 2022 im Vergleich zum Vorjahr fast verfünffacht. Als Grund wird die Angst vor einer Eskalation angesichts des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine genannt.

Über dieses Thema berichtet: BR24 Infoblock am .

Die Zahl der Kriegsdienstverweigerer in der Bundeswehr ist 2022, also im Jahr des russischen Angriffs auf die Ukraine, sprunghaft angestiegen. "2021 sind im Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben 201 Anträge auf Kriegsdienstverweigerung eingegangen, im Jahr 2022 waren es insgesamt 951 Anträge", sagte ein Sprecher des Amts dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).

Mehrheit der Antragsteller waren Ungediente

Anders als in unserem Ursprungsartikel und anderen Medienberichten wiedergegeben, handelt es sich bei den Antragstellern einem Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums zufolge "mitnichten" nur um aktive Soldatinnen und Soldaten.

Trotz Aussetzung der Wehrpflicht im Jahr 2011 können in Deutschland neben aktiven Soldatinnen und Soldaten auch Reservisten und Ungediente den Kriegsdienst verweigern. Laut Ministeriumssprecher waren Ungediente mit 593 Antragstellern in der Mehrheit. 266 Anträge stammten demnach von Reservisten, von Soldatinnen und Soldaten kamen 223.

Dem Bericht des RND zufolge begründen viele Kriegsdienstverweigerer ihre Anträge angesichts des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine und einer möglichen Eskalation damit, nicht mit einer kriegerischen Auseinandersetzung gerechnet zu haben.

Bewerberzahl bei der Bundeswehr geht zurück

Im September hatte eine Sprecherin des Bundesamts für das Personalmanagement der Bundeswehr laut dem RND-Bericht zudem erklärt, dass "die tatsächlichen Bewerberzahlen für den militärischen Dienst in der Bundeswehr seit Anfang 2022 rückläufig" seien.

Deutsche Friedensgesellschaft fordert "einfachen Ausweg"

Der politische Geschäftsführer der "Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen", Michael Schulze von Glaßer, forderte in den RND-Zeitungen einen "einfachen Ausweg" für Soldaten aus der Armee, "die in dieser sicherheitspolitisch brisanten Zeit zu der Erkenntnis kommen, doch nicht auf andere Menschen schießen und sie töten oder verletzen zu wollen".

Viele der heutigen Bundeswehr-Angehörigen seien mit Werbeversprechungen in die Armee gelockt worden, "die mit der Realität nichts zu tun haben", sagte er. "Nun sind viele unzufrieden, und es ist nachvollziehbar, dass sie die Armee verlassen wollen."

  • Zum Artikel: Bundeswehr: Ein Jahr im Zeichen der "Zeitenwende"

Mit Informationen von dpa und AFP

Disclaimer: In einer früheren Version berichteten wir auf der Grundlage einer Agenturmeldung, dass seit Aussetzung der Wehrpflicht Kriegsdienstverweigerer ausschließlich Menschen seien, die bereits bei der Bundeswehr Dienst tun. Dies haben wir korrigiert. Auch sind jetzt die konkreten Antragszahlen ergänzt.

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