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Richard Allen Grenell, der neue Botschafter der Vereinigten Staaten von Amerika

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Wirbel um neuen US-Botschafter Grenell

Wirbel um neuen US-Botschafter Grenell

Der neue US-Botschafter Richard Grenell stößt mit seiner Äußerung, die konservativen Kräfte in Europa stärken zu wollen, auf Unverständnis bei der Bundesregierung. Das Auswärtige Amt fordert eine Erklärung von der US-Regierung. Von Veronica Zapp

Über dieses Thema berichtet: BR24 Infoblock am .

Grenell ist seit Anfang Mai im Amt und hat dem rechtspopulistischen US-Nachrichtenportal "Breitbart" in London ein Interview gegeben. Darin heißt es unter anderem:

"Ich möchte andere Konservative in Europa, andere Anführer, unbedingt stärken." Richard Grenell, US-Botschafter

"Verfehlte Politik" der Linken

Wegen der verfehlten Politik der Linken ("failed policies") würde sich konservative Politik zunehmend durchsetzen, so Grenell in dem Interview. Eine erfolgversprechende Strategie sei es, konservative Themen in den Mittelpunkt zu rücken, die das Leben der einfachen arbeitenden Menschen verbesserten. Grenell sprach in diesem Zusammenhang von der "schweigenden Mehrheit". Die "Unterstützung ist massiv" für Kandidaten, die sich "konsistent konservativ" zu Themen wie Migration, Steuern und Bürokratie äußern könnten.

Den österreichischen Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) bezeichnete er dabei als "Rockstar", von dem er "ein großer Fan" sei.

Diplomatische Neutralität adé?

Tom Wright vom Washingoner Think Tank Brookings sprach auf Twitter von einem "Bombshell Interview" und sagte, das persönliche Eingreifen in interne europäische Politik stünde in direktem Widerspruch zur Regel des US-Außenministeriums, dass die Trump-Administration neutral sei.

Auswärtiges Amt fordert Aufklärung

Auch das Auswärtige Amt reagiert irritiert auf Grenells Äußerungen. "Wir haben die US-Seite um Aufklärung gebeten und ob sie tatsächlich so gefallen sind, wie sie wiedergegeben werden", sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes heute in Berlin.

Er erklärte, am Mittwoch werde der Botschafter zu seinem Antrittsbesuch erwartet. Dann werde es Gelegenheit geben zu erörtern, wie die Äußerungen zu verstehen seien. Nach diplomatischen Gepflogenheiten werden Vorlieben für bestimmte politische Parteien oder Bewegungen nicht öffentlich gezeigt. Dies gilt als Einmischung in innenpolitische Angelegenheiten.

Schulz: "Grenell benimmt sich wie ein rechter Kolonialoffizier"

Der frühere SPD-Chef Martin Schulz warf Grenell vor, sich völlig daneben zu benehmen und für seine Aufgabe ungeeignet zu sein.

"Grenell benimmt sich nicht wie ein Diplomat, sondern wie ein rechtsextremer Kolonialoffizier." Martin Schulz, Ex-SPD-Chef

Botschafter seien Vertreter ihrer Staaten und nicht von politischen Bewegungen. Ähnlich lautet die Einschätzung des SPD-Vize Thorsten Schäfer-Gümbel, der twitterte:

"Europas Bürgerinnen und Bürger lassen sich von einem Trump-Vasallen nicht sagen, wie sie wählen sollen. Ein US-Botschafter, der sich derart in demokratische Auseinandersetzungen einmischt, ist einfach fehl am Platz." Tweet von Thorsten Schäfer-Gümbel, SPD-Vize

Die stellvertretende Vorsitzende der Links-Fraktion, Sevim Dagdelen, erklärte, Grenell oute sich "als Regime-Change-Beauftragter seines Präsidenten". Sie forderte den deutschen Außenminister Heiko Maas (SPD) auf, Grenell ins Auswärtige Amt einzubestellen und Washingtons Einmischung in die inneren Angelegenheiten zurückzuweisen.

Nicht zum ersten Mal Ärger wegen Grenell

Der 51 Jahre alte Grenell ist seit Anfang Mai US-Botschafter in Deutschland. Unmittelbar nach seinem Amtsantritt hatte er mit der Forderung nach einem Rückzug deutscher Unternehmen aus dem Iran für Ärger gesorgt.