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Jutta Saumweber, Referatsleiterin Lebensmittel und Ernährung, Verbraucherzentrale Bayern

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Wie Hersteller ihre Lebensmittel gesundrechnen

Würde jemand zwei Drittel einer Fruchtgummi-Schlange essen - anstatt die ganze? Mit solch unlogischen Portionsgrößen versuchen Hersteller ihre Produkte gesund zu rechnen. Das ergab eine Analyse der Verbraucherzentrale Bayern. Von Rebekka Preuß

211 Lebensmittel-Produkte hat die Verbraucherzentrale Bayern für ihren Marktcheck zum Thema "Portionsangaben" analysiert. Die Einteilung in Portionen ist eine freiwillige Kennzeichnung. Und die Hersteller nutzen diese Möglichkeit selten, um die Verbraucher den Vergleich von Nährwerten zu erleichtern. Ganz im Gegenteil: Manche Portionsangaben sind einfach nur unlogisch. 

Beispiel 1: Die Anakonda-Schlange von Haribo

Eine Schlange wiegt rund 40 Gramm. Haribo aber gibt als Portion 25 Gramm an. Also nur rund zwei Drittel der Schlange. Warum?

"Einige Hersteller müssen sich den Vorwurf gefallen lassen, dass sie ihre Produkte gesund rechnen wollen. Mit so unsinnigen Portionsgrößen zum Beispiel im Zuckergehalt bei Süßigkeiten. Wenn ich 40 Gramm Schlange auf 25 Gramm runter rechne, dann ist da natürlich weniger Zucker drin." Jutta Saumweber, Referatsleiterin Lebensmittel und Ernährung, Verbraucherzentrale Bayern

Beispiel 2: Produkte für Kinder

Eine Portion dieses Kinder-Joghurts von Danone deckt laut Hersteller 6% des täglichen Kalorienbedarfs. Allerdings: 

"Da stimmen im Prinzip die Nährwerte nicht. Kinder unter sieben Jahren haben einen geringeren Kalorienbedarf und hier wird der Kalorienbedarf einer erwachsenen Frau herangezogen." Jutta Saumweber, Referatsleiterin Lebensmittel und Ernährung, Verbraucherzentrale Bayern

Ein als Produkt für Kinder gekennzeichnetes Lebensmittel wirkt also gesünder, als es in Wirklichkeit für das Kind ist. Denn die Nährwertangaben orientieren sich am Bedarf einer erwachsenen Frau. Ihr Kalorienbedarf liegt bei rund 2.000 kcal am Tag. Der eines Kindes unter sieben Jahren nur bei rund 1.800 kcal. Statt 6% deckt der Joghurt für Kinder somit 8% ihres täglichen Kalorienverbrauchs.

Beispiel 3: Chips

Unrealistische Portionsgrößen bemängelt die Verbraucherzentrale auch bei Chips. Vor allem bei 50-Gramm-Tüten. Ihr Inhalt passt locker gehäuft in eine normale Müsli-Schüssel. Sieht in der Schale also nach relativ wenig Chips aus. Mit welcher Portionsgröße rechnet der Hersteller?

"Die meisten Hersteller geben 30 Gramm als Portionsgröße an. Jetzt bei der kleinen Packung wo nur 50 Gramm drin sind, sind 30 Gramm Portionsgröße anzugeben fast ein bisschen dreist." Jutta Saumweber, Referatsleiterin Lebensmittel und Ernährung, Verbraucherzentrale Bayern

Auch weil der eigentliche Verzehr von Chips wohl bei rund 60 Gramm liegt. Diesen Wert ermittelte zumindest die Verbraucherzentrale in einer eigenen Konsumenten-Umfrage. Sie ließ die Verbraucher dabei die Menge Chips abfüllen, die sie schätzungsweise an einem Abend vor dem Fernseher verzehren.

Fazit

Die freiwilligen Portionsgrößen der Hersteller sind für die Verbraucher keine Hilfe. Denn manche Produkte werden durch Mini-Portionen gesund gerechnet. Wer wirklich wissen will, wie viel Zucker, Fett oder Salz ein Produkt enthält, der sollte die 100-Gramm- und 100-Milliliter-Angaben vergleichen. Denn diese Mengen müssen laut Gesetz vom Hersteller nach ihren Nährwerten aufgeschlüsselt werden.