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Wie FDP-Chef Lindner auf seine Kritiker reagiert

Wie FDP-Chef Lindner auf seine Kritiker reagiert

Der Ruf von FDP-Chef Christian Lindner ist seit dem Jamaika-Aus ramponiert. Beim Dreikönigstreffen der FDP in Stuttgart ging er wieder in die Offensive - und warf Angela Merkel Ambitionslosigkeit vor. Von Wolfgang Kerler

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Die Sternsinger kamen pünktlich. Das Stuttgarter Opernhaus war bis auf den letzten Platz gefüllt. Bühne frei für Christian Lindner. Im Wahlkampf war er noch der Shooting Star der Bundespolitik. Doch nach dem Abbruch der Jamaika-Sondierungen bekam der FDP-Chef viel schlechte Presse. Er habe die FDP zur reinen Christian-Lindner-Partei gemacht. Er dulde keine parteiinternen Kritiker. Und er habe die Liberalen zu weit nach rechts gerückt. Auf alle Angriffe ging Lindner in Stuttgart ein. Nummer eins.

"Uns wurde vorgehalten, die FDP, sie sei eine One-Man-Show. Ich muss sagen, zu Zeiten der außerparlamentarischen Opposition ist One-Man-Show besser als No-Man-Show." Christian Lindner, FDP-Vorsitzender

Lindner will anderen FDP-Politikern eine Plattform bieten

Jetzt allerdings, nach dem Wiedereinzug in den Bundestag, will Lindner auch anderen FPD-Politikern Plattformen bieten. Deshalb habe er seinen Stellvertretern in der Bundestagsfraktion jeweils eigene Themen zugewiesen, für die sie federführend zuständig sind – und auch in den Medien präsent sein sollen. Vorwurf Nummer zwei: Die fehlende Kritikfähigkeit. Sie wird auch daran festgemacht, dass kein führender Liberaler öffentlich den Abbruch der Jamaika-Verhandlungen bedauert hatte. Einzige Ausnahme: Die Ex-Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger bedauerte diese Entscheidung vor ein paar Tagen in einem Zeitungsbeitrag. Seitdem werde oft gefragt, warum es so wenig kritische Stimmen in der FDP gebe, sagte Lindner.

"Die erste Antwort, die dann gegeben wird, lautet: Ja, das hängt mit dem autoritären Führungsstil des Vorsitzenden zusammen! Vielleicht liegt es einfach daran, dass wir einer Meinung sind und in dieselbe Richtung arbeiten wollen. Wäre ja naheliegender." Christian Lindner

Bayerischer Abgeordneter verteidigt Lindner

Der bayerische FDP-Abgeordnete und Fraktionsvize Stephan Thomae, der in Stuttgart dabei war, nahm Lindner in Schutz. Dieser sei weder selbstherrlich noch autoritär.

"Es wird diskutiert, es wird auch kritisiert. Das ist auch zulässig. Es muss auch erlaubt sein in einer lebenden Partei, dass Kritik geäußert wird, auf die man auch eingehen muss. Und man kann ja auch erklären, warum man das getan hat, was man getan hat." Stephan Thomae, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der FDP

Damit zu Kritik Nummer drei: Christian Lindner rücke die FDP nach rechts, weil er immer wieder harte Forderungen in der Flüchtlingspolitik formuliere. In seiner Stuttgarter Rede machte der Parteichef immer wieder klar, wo er seine Partei verortet – in der Mitte. Die Liberalen seien weltoffen und pro-europäisch. Der AfD warf Lindner vor, sich nicht gegen Rassismus und Antisemitismus abzugrenzen.

FDP ruft "neue Generation Deutschland" aus

Doch Lindner arbeitete sich nicht nur an seinen Kritikern ab. Er ging auch in die Offensive. Er verlangte Fortschritte bei der Digitalisierung, eine Reform des Bildungsförderalismus, Steuersenkungen und ein liberales Einwanderungsgesetz. Immer wieder griff Lindner außerdem die Bundeskanzlerin an. Angela Merkel stehe für ein gefährliches "Weiter so".

"Man kann ein Land mit Taten überfordern. Man kann eine Gesellschaft mit Ambitionslosigkeit aber auch unterfordern." Christian Lindner

Bei ihrem Dreikönigstreffen rief die FDP immer wieder eine "neue Generation Deutschland" aus. Eine gehört dieser – zumindest aus Sicht von Christian Lindner – definitiv nicht an: Angela Merkel.