Bildrechte: picture-alliance/dpa

Symbolbild: Randalierende Hooligans nach einem Fußballspiel

Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Wenn Hooligan-Gewalt straffrei bleibt

Sie pöbeln, zeigen den Hitlergruß und schlägern: rechte Hooligans. Die Behörden scheinen machtlos. Ermittlungen werden ohne Ergebnis eingestellt. Die Täter fühlen sich unangreifbar. Zwei Monate vor der WM in Russland eine brisante Situation.

Über dieses Thema berichtet: Kontrovers am .

Rund 200 deutsche Fußball-"Fans" haben mit rechten Parolen, "Sieg-Heil"-Rufen, Pyrotechnik und Beleidigungen für einen unangenehmen Beigeschmack beim Länderspiel Tschechien-Deutschland im September 2017 gesorgt. Und auch in Bayern sorgten sie kürzlich für Randale.

Hooligans randalieren in Passau

Mit bengalischem Feuer zogen Anfang März etwa 25 Hooligans durch Passau. Laut Zeugen hatten die rechten Hooligans eine “Dresden West”-Fahne dabei. Damit prahlen regelmäßig rechte Fans des Fußballvereins Dynamo Dresden.

Passauer Polizei ermittelt

Die Gruppe der Hooligans zerstreute sich, sobald die Polizei auftauchte. Nur zwölf von ihnen identifizierte die Polizei später in einer Disco – manche polizeibekannt, zwei von ihnen wohnen in Passau. Die Hooligans verprügelten außerdem einen 23-Jährigen. Jetzt laufen Ermittlungsverfahren gegen drei der Hooligans, einmal wegen schwerer Körperverletzung.

Ermittlungen gegen Hooligans von Tschechien-Spiel versandet

Sowohl die tschechischen als auch die deutschen Behörden ermitteln gegen die gewalttätigen Hooligans vom Skandalspiel in Prag. Zuständig für die Identifizierung deutscher Fußballfans, die im Ausland Straftaten begehen, ist die Düsseldorfer Generalstaatsanwaltschaft. Einzelpersonen eine Straftat zuzuweisen sei schwierig, heißt es. Neun Gigabyte Videomaterial wurde gesichtet, ohne Ergebnis. Nach sieben Monaten Ermittlungen konnte keinem der 250 Störer eine Straftat nachgewiesen werden, auch nicht in Prag. Die Ermittlungen sind beendet.

Fatales Signal für Hooligans

Experten kritisieren schon lange die mangelnde Strafverfolgung rechtsradikaler Hooligans. Robert Claus, Experte für Rechtsextremismus im Sport, wertet die Einstellung der Ermittlungen als fatale Signalwirkung und befürchtet deshalb, "dass solche Dinge wieder passieren können." Auch in anderen Fällen blieben bislang Strafen aus, wie etwa für die Hooligans der Gruppe "Faust des Ostens". Seit 2014 ist Anklage erhoben, doch mangels Personal kam es noch zu keinem einzigen Verhandlungstag.

Hooligan-Netzwerke für WM

Die überwiegende Straffreiheit gewalttätiger Hooligans bietet auch den Nährboden für neue Straftaten rund um die WM in Russland. Rechtsextremismus-Experte Robert Claus warnt: "In Netzwerken bereiten sich Hooligans aus Deutschland gemeinsam mit Gruppen aus der Ukraine, Ungarn, Polen und Russland vor."

DFB ohne Strategie gegen Hooligans?

Der Deutsche Fußballbund (DFB) ist nach dem Spiel schockiert und hofft auf noch auf jede Menge Strafverfahren. Doch was der Verband selbst dafür tut, um das Problem mit rechtsradikalen Fans, insbesondere bei Auswärtsspielen, in den Griff zu bekommen, darüber gibt es keine Informationen.

Anfragen des BR-Politmagazins Kontrovers blieben bislang unbeantwortet.

(Autoren: Sammy Khamis, Niklas Schenk)