Dass sich Umweltschützer gemeinsam mit Vertretern der Energie- und Wasserwirtschaft zu einem Bündnis zusammenschließen ist ungewohnt, zeigt aber, wie ernst die Lage um die Qualität des Trinkwassers ist. Denn weil immer mehr Gülle auf deutschen Felder verteilt wird, steigt im Grundwasser der Anteil von Nitrat, einem gesundheitsschädlichen Stickstoff. Bereits jetzt melden knapp ein Drittel der Bundesweiten Messstellen mehr als 50 Milligramm Nitrat pro Liter, das ist über dem Trinkwassergrenzwert.
"Bislang konnten Wasserwerke hohe Nitratbelastungen ausgleichen, in dem sie Wasser aus anderen Quellen zugeführt haben, das wird aber nicht mehr lange gut gehen." Jörg Simon, Vizepräsident des Bundesverbandes für Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW)
Bundesweites Problem
Auch wenn die Nitratbelastung derzeit regional unterschiedlich ist, es handelt sich um ein bundesweites Problem. Gemeinsam mit dem Bund Naturschutz Deutschland (BUND) hat der BDEW jetzt der Bundesregierung eine Petition vorgelegt. Darin fordern sie strengere Vorgaben für Gülle, wie zum Beispiel Dünge-Stopps in stark belasteten Gebieten oder Beschränkungen für Gülle-Transporte. Besonders leiden derzeit Bundesländer wie Nordrhein-Westfahlen unter einer Überdüngung landwirtschaftlicher Flächen. Denn weil in den benachbarten Niederlanden die Gülledüngung stark reglementiert ist, floriert eine grenzüberschreitende „Gülle-Börse“. Heißt: niederländische Gülle wird auf deutschen Feldern verteilt, nach Schätzung der Umweltschützer sind es rund 60.000 LKW-Ladungen pro Jahr.
Trinkwasser bis zu 60 Prozent teurer
Sollte die Nitratbelastung weiter zunehmen, zeichnet der BDEW ein düsteres Bild. Trinkwasser könnte bis zu 60 Prozent teurer werden, da es aufwendig aufbereitet und von Nitrat befreit werden müsse. „Es darf nicht sein, dass die Verbraucher für die Sünden der industriellen Landwirtschaft geradestehen müssen“, sagt BDEW-Vizepräsident Jörg Simon.
Bauernverband widerspricht
Der Deutsche Bauernverband hingegen fordert mehr Sachlichkeit in der Debatte. „Wir befinden uns im Jahr Eins der Umsetzung des grundlegend neu gefassten Düngerechts“, sagt Bernhard Krüske, Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes (DBV). Dieses lege klare und strenge Regeln fest, um Nährstoffüberschüsse zu vermeiden. Den Unterzeichnern der Petition reicht das nicht, sie verlangen Änderungen im Düngerecht und vor allem strengere Kontrollen.