Bildrechte: ESA/J.Hurt/dpa

Galileo Satellit wird positioniert in seiner Umlaufbahn um die Erde.

Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Weltweite Navigation mit Galileo-Satelliten ab 2019 möglich

Mit den heute ins All geschickten vier Galileo-Satelliten ist das europäische Navigationssystem auf 26 Satelliten angewachsen. Nach Angaben der DLR in Oberpfaffenhofen können die Galileo-Signale ab 2019 zum Navigieren weltweit verwendet werden.

Über dieses Thema berichtet: IQ - Wissenschaft und Forschung am .

Es hat lange gedauert und war kompliziert, doch jetzt ist das europäische Navigations- und Zeitgebungssystem Galileo auf der Zielgeraden. Mit den vier nun vom Weltraumbahnhof Kourou gestarteten Galileo-Satelliten ist das Projekt der Europäischen Union und der Europäischen Raumfahrtbehörde ESA auf 26 Satelliten angewachsen. Damit sei eine weltweite Abdeckung nahezu vollständig, erklärt die Deutsche Luft- und Raumfahrtzentrum DLR in Oberpfaffenhofen. Von dort aus werden die Satelliten gesteuert. Nutzer können demnach Anfang 2019 ausschließlich mit Galileo-Signalen global navigieren.

Bislang war das nur in Kombination mit den militärisch kontrollierten Navigationsdiensten GPS (USA), Glonass (Russland) oder Beidou (China) möglich, erklärt das DLR.

Präziser als GPS

Alle Satelliten umkreisen in einer Höhe von circa 23.200 Kilometern die Erde. Für eine Erdumrundung benötigen sie rund 14 Stunden. Jeder Satellit ist rund 715 Kilogramm schwer und mit hochgenauen Atomuhren ausgestattet, die eine Messgenauigkeit von einem Meter und darunter ermöglichen sollen - und damit genauere Daten liefern als das US-amerikanische Global Positioning System GPS.

Neues Smartphone nötig

Um eine genaue Positionierung zu erhalten, benötigt man die Daten von mindestens vier Satelliten. Besitzt man ein neueres Smartphone, kann es die Signale der Satelliten empfangen. Aus der Position der Satelliten und der Zeit, die die Signale bis zum Handy brauchen, kann dann die exakte Position ermittelt werden.

Insgesamt sind 30 Satelliten für das Projekt geplant. Die letzten vier der ersten Generation, Nummer 27 bis 30, sollen Ende 2020 mit einer Trägerrakete ins All fliegen.

Kostenloser offener Dienst für jeden

Galileo bietet fünf unterschiedliche Dienste weltweit an. Für alle Nutzer ist der gebührenfreie offene Dienst "Open Service OS". Er basiert auf einem Signal, das auf zwei Frequenzen ausgestrahlt wird und eine Position auf ein bis zwei Meter genau bestimmen kann.

Gebührenpflichtiger Dienst

Der genauere Dienst "Commercial Service CS" ist kostenpflichtig und zum Beispiel für die vernetzte Landwirtschaft, für das Vermessungswesen, das autonome Fahren oder Logistik-Unternehmen und Flottenmanagement gedacht. Er soll unter einen Meter genau orten können.

Dienst für das Verkehrswesen

Der sogenannte "sicherheitskritische" Dienst "Safety of Life Servce SoL" ist verschlüsselt und nur für die gedacht, die eine extrem genaue Positionsangabe benötigen, wie die Luft- und Schifffahrt oder der Schienenverkehr.

Schnelle Ortung für Rettungsdienste

Daneben gibt es noch den Galileo Such- und Rettungsdienst "Search and Rescue SAR". Er ist unter anderem für die Bergwacht und die Seenot-Rettung eingerichtet und ermöglicht, so die Europäische Raumfahrbehörde ESA, "den Empfang von Notrufen von beliebigen Standorten auf der ganzen Erde praktisch in Echtzeit" sowie eine "exakte Positionsbestimmung der Warnmeldungen auf wenige Meter anstelle der derzeitigen Genauigkeit von fünf Kilometern".

Dienst für Polizei, Zoll und Feuerwehr

Der fünfte Galileo-Dienst ist zugriffsgeschützt und verschlüsselt: "Galileo Public Regulated Service PRS" ist ausschließlich staatlichen Ordnungskräften, wie Polizei, Feuerwehr, Zoll oder Katastrophenschutz vorbehalten ist.

Galileo und GPS

Galileo ist das erste rein zivile Navigationssystem. Laut der Europäischen Union soll es dem US-amerikanischen GPS, mit dem derzeit noch fast alle navigieren, nicht nur Konkurrenz machen, sondern es auch ergänzen. Zudem will Galileo genauer sein als das amerikanische Navigationssystem. GPS ist ein ursprünglich vom US-amerikanischen Militär entwickeltes System. Sollte es zu größeren Spannungen zwischen den USA und Europa kommen, könnten die Amerikaner jederzeit die GPS-Nutzung einschränken oder abschalten. Um aus dieser Abhängigkeit herauszukommen, hatte Europa das Prestigeprojekt Galileo angestoßen. Zudem soll die metergenaue Navigation bei der Landvermessung und der Überwachung von Warenströmen den Europäern neue Märkte eröffnen.

Verzögerungen und Pannen bei Galileo

Ursprünglich war geplant, dass alle 30 Galileo-Satelliten schon 2008 im All kreisen. Dann sollte das EU-Navigationssystem bis 2018 voll einsatzfähig sein. Das Projekt verzögerte sich immer wieder. Zum einen, weil die hohe Komplexität des Projekts wohl zu Beginn unterschätzt worden war. So kam es immer wieder zu technischen Pannen. Schon 2016 sendete einer der ersten Satelliten nicht mehr. Zwei Satelliten wurden zum Beispiel auch in eine falsche Umlaufbahn geschossen und waren damit unbrauchbar. Zum anderen vereint das EU-Projekt viele Partner – sowohl Länder als auch Firmen, die beteiligt sind. Sie alle zahlen viel Geld für das Projekt und möchten bei Entscheidungen mitreden – auch das hat den Entwicklungsprozess immer wieder verzögert.

Erstes Projekt der EU mit der ESA

2011 hatte die Europäische Union rund sieben Milliarden Euro bis 2018 für den Aufbau und den Betrieb des Systems bereitgestellt. Der Sitz der Agentur für das Europäische Globale Navigations-Satellitensystems (GNSS) ist die tschechische Hauptstadt Prag. Durchgeführt wird das Projekt von der EU und der Europäischen Weltraumorganisation (ESA). Neben den EU-Ländern sind zum Beispiel auch China, Indien, Israel, Marokko, die Schweiz, Argentinien, Kanada und Mexiko beteiligt.