Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine saßen Mitte März 2022 in der "Welcome Hall Land Berlin", der ersten Anlaufstelle am Hauptbahnhof.
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Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine saßen Mitte März 2022 in der "Welcome Hall Land Berlin", der ersten Anlaufstelle am Hauptbahnhof.

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Weltflüchtlingstag: Gut 3,3 Millionen Vertriebene in Deutschland

Der internationale Weltflüchtlingstag erinnert an Menschen, die weltweit vor Krieg, Hunger oder Armut fliehen. Laut UNO-Flüchtlingshilfe sind mehr als 100 Millionen Menschen auf der Flucht. Die Flüchtlingsbeauftragte fordert schnellere Asylverfahren.

Eine Folge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine: Menschen fliehen aus ihrer Heimat. Der internationale Weltflüchtlingstag am 20. Juni erinnert an solche Schicksale. Die UNO-Flüchtlingshilfe spricht von mehr als 100 Millionen Menschen, die aktuell auf der Flucht sind. "Dies ist die größte Zahl an Vertriebenen, die je registriert wurde", heißt es auf der Webseite.

Flüchtlingsbeauftragte fordert schnellere Asylverfahren

Die Flüchtlingsbeauftragte der Bundesregierung, Reem Alabali-Radovan, fordert "schnellere und pragmatischere" Asylverfahren in Deutschland. Sie dürften nicht Monate oder gar Jahre dauern. "In den vergangenen Jahren waren viele Asylverfahren weder 'fair' noch 'zügig'. Ich denke da beispielsweise an die schleppenden Entscheidungen zu Afghanistan. Wenn ich in diesen Tagen mit Geflüchteten und ehrenamtlichen Helfer*innen spreche, dann stoße ich auf Unverständnis, warum Geflüchtete in endlos langen Asylverfahren festecken", sagte sie.

  • Zum Artikel: "Minister machen "wichtigen Fortschritt" bei EU-Migrationspolitik"

Mindestens 3,3 Millionen Geflüchtete und Vertriebene in Deutschland

Das Statistische Bundesamt teilt mit, dass 2021 - also vor Ausbruch des Russland-Ukraine-Kriegs - mindestens 3,3 Millionen Menschen in Deutschland gelebt haben, die aus Gründen von Flucht, Vertreibung oder auf der Suche nach internationalem Schutz auf das heutige Gebiet Deutschlands zugewandert sind. Dabei seien seit 1950 insgesamt 2,3 Millionen Menschen aus Gründen von Flucht und Vertreibung zugewandert. Bei weiteren 962.000 Menschen handele es sich um Vertriebene des Zweiten Weltkrieges. Die Auswertung beruht auf Daten des Mikrozensus 2021, für 2022 liegen noch keine Zahlen vor.

Beauftragte für Menschenrechtspolitik übt Selbstkritik

Die Beauftragte der Bundesregierung für Menschenrechtspolitik, Luise Amtsberg, übte am Weltflüchtlingstag Selbstkritik an der unzureichenden Unterstützung der Ampelkoalition für die Menschen in Afghanistan. "Ich bin sehr froh, dass Ortskräfte und gefährdete Personen weiter aus Afghanistan evakuiert werden", teilte die Bundestagsabgeordnete der Grünen mit. Es sei aber bisher nicht gelungen, wie im Koalitionsvertrag vereinbart, ein humanitäres Bundesaufnahmeprogramm für Afghanistan aufzulegen. Sie erwarte, dass dies nun spätestens bis zum Jahrestag des Falls von Kabul am 15. August auf den Weg gebracht wird.

Amtsberg hob für Deutschland außerdem "die große Hilfsbereitschaft und das vielfältige Engagement im ganzen Land bei der Aufnahme der vielen Ukrainerinnen und Ukrainer" hervor. Dennoch sei die Situation vieler Geflüchteter kritisch.

Ärzte ohne Grenzen: Rettung von in Libyen festsitzenden Migranten

Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen forderte derweil die westlichen Länder auf, mehr zu unternehmen, um in Libyen festsitzende Migranten zu retten. In dem nordafrikanischen Krisenstaat seien viele Flüchtlinge "Opfer von willkürlicher Inhaftierung, Folter und Gewalt, einschließlich sexueller Gewalt", erklärte die Nichtregierungsorganisation in einem am Montag veröffentlichten Bericht. Zugleich seien die wenigen legalen Auswege für sie zu "restriktiv und langsam".

Die häufig tödliche Fluchtroute über das Mittelmeer sei für viele Migranten der einzige Ausweg. Das Rettungsschiff "Sea-Eye 4" rettete beispielsweise in den vergangenen Tagen laut Aussagen der Betreiberorganisation aus Regensburg mehrere hundert Menschen aus dem Meer. Ärzte ohne Grenzen fordert vor diesem Hintergrund die Ausweitung eines Programms, das einen "humanitären Korridor" nach Italien für besonders gefährdete Menschen vorsieht.

(Mit Material von dpa und AFP)

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