- Direkt zum aktuellen Artikel: Selenskyj vor US-Kongress: "Ukraine wird sich niemals ergeben"
Selenskyjs Flugzeug ist am Abend - also zur Mittagsstunde Washingtoner Zeit - auf einem Luftwaffenstützpunkt in der Nähe von Washington gelandet. Fernsehbilder zeigten, dass dort eine Fahrzeugkolonne auf den Präsidenten wartete. Um 20.00 Uhr MEZ (14.00 Uhr Washingtoner Zeit) wurde Selenskyj von Joe Biden im Weißen Haus empfangen. "Das amerikanische Volk steht stolz an der Seite des ukrainischen Volkes", begrüßte Biden seinen Gast. "Zuallerst danke", sagt Selenskyi. "Es ist eine große Ehre, hier zu sein."
Nach eingehenden Gesprächen wollen beide gemeinsam vor die Presse treten; drei Stunden später soll der Ukrainer eine Rede vor dem US-Kongress halten.
Worüber Biden und Selenskyj sprechen wollen
Seit Kriegsbeginn am 24. Februar hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sein Land nicht verlassen. Für Auftritte auf der politischen Weltbühne, etwa beim G7-Gipfel im bayerischen Elmau, ließ er sich stets digital aus der Ukraine zuschalten. Jetzt ist er erstmals wieder jenseits der Landesgrenzen unterwegs.
Er reise in die USA, "um die Widerstandsfähigkeit und die Verteidigungskapazitäten der Ukraine zu stärken", teilte Selenskyj auf Twitter mit, um wenig später auf Telegram zu ergänzen, er werde "eine Reihe von Verhandlungen" führen. Seine Botschaft, mit der er sich auch ans eigene Volk wandte:
"Nächstes Jahr müssen wir unserem ganzen Land, unserem ganzen Volk, die ukrainische Flagge und die Freiheit zurückgeben." Wolodymyr Selenskyj auf Telegram
Der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby, setzte am Morgen im US-Fernsehen einen zweiten Akzent: Es werde bei dem Gespräch der beiden Präsidenten auch um die Friedensbemühungen der Ukraine gehen:
"Ich habe keinen Zweifel daran, dass sie über Selenskyjs Vorstellung von einem gerechten Frieden sprechen werden - und darüber, wie dieser aussehen könnte, was die Bestandteile dieses Friedens sind und wie wir der Ukraine dabei helfen können, diesen zu erreichen." John Kirby im US-Fernsehen
USA liefern Patriot-Flugabwehrsystem an Ukraine
Die USA sagten der Ukraine neue Militärhilfen im Umfang von 1,85 Milliarden Dollar (rund 1,74 Milliarden Euro) zu.
Washington liefert der Ukraine dabei erstmals auch ein Luftabwehrsystem vom Typ Patriot. US-Außenminister Antony Blinken erklärte, damit könne die Ukraine "Marschflugkörper, ballistische Kurzstreckenraketen und Flugzeuge in einer deutlich größeren Höhe abschießen als bei bislang gelieferten Luftabwehrsystemen" und so Russlands Angriffe mit Raketen und Drohnen auf die zivile Infrastruktur in der Ukraine erschweren..
Bundesregierung: Besuch "ein sehr, sehr positives Zeichen"
Die Bundesregierung hat die USA-Reise des ukrainischen Präsidenten begrüßt. Es sei ein "hoffnungsvoller Schritt", dass Selenskyj sein Land nun zu einem solchen Besuch verlasse, sagte Regierungssprecher Steffen Hebestreit in Berlin und ergänzte, die Ausbildung der ukrainischen Soldaten an den Systemen könne "womöglich in Europa und noch womöglicher auch in Deutschland" stattfinden. Das sei aber noch nicht entschieden.
Anders als die USA will Deutschland zunächst keine Patriots in die Ukraine liefern. Hebestreit sagte, dass gerade erst drei solcher Systeme Polen zugesagt worden seien und derzeit keine weiteren zur Verfügung stünden. Er verwies aber auch darauf, dass Deutschland bereits Flugabwehrsysteme anderer Typen in die Ukraine geliefert habe.
Kreml kritisiert Selenskyj-Reise
Russland kritisierte die USA-Reise des ukrainischen Präsidenten und die angekündigten neuen Waffenlieferungen. "Das alles führt zweifellos zu einer Verschärfung des Konflikts und verheißt an sich nichts Gutes für die Ukraine", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow. Er erwarte nicht, dass Selenskyj nach seiner Reise verhandlungsbereiter gegenüber Moskau sein werde.
Ein US-Regierungsvertreter betonte, Biden werde Selenskyj bei ihrer ersten persönlichen Begegnung seit Kriegsbeginn nicht dazu drängen, Verhandlungen mit Russlands Präsident Wladimir Putin aufzunehmen.
Offenbar reiste Selenskyj zunächst per Zug nach Polen. Dort wurde er an einem Bahnhof fotografiert, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet.
Fahnen vor dem US-Kongress: Selenskyj hält dort eine Rede
Pelosi: Ukrainer kämpfen für uns alle
Die scheidende Vorsitzende des US-Repräsentantenhauses, die Demokratin Nancy Pelosi, hatte die Parlamentarier am Dienstag in einem Brief aufgefordert, am Mittwochabend in Washington zu sein. Pelosi sagte, der Besuch eines "absoluten Helden" wie Selenskyj würde dem US-Kongress "Ehre machen". Das ukrainische Volk kämpfe "für uns alle für die Demokratie".
Selenskyj besuchte am Dienstag Bachmut
Vor Bekanntwerden der Reisepläne besuchte Selenskyj bei einem gefährlichen Trip in die Donbass-Region Donezk mit Bachmut jene Stadt, die er als heißesten Ort an der 1.300 Kilometer langen Frontlinie bezeichnete. Dort lobte der Präsident die ukrainischen Truppen für ihren "Mut, Widerstandskraft und Stärke", während im Hintergrund Artilleriefeuer zu hören war. "Bachmut Festung. Unser Volk. Unbesiegt vom Feind. Das mit seinem Mut zeigt, dass wir durchhalten und das, was uns gehört, nicht aufgeben werden", schrieb Selenskyj in seinem Telegram-Kanal.
In einem Video von seinem Besuch in Bachmut, das vom Präsidialbüro veröffentlicht wurde, wurde Selenskyj eine ukrainische Flagge gereicht. Dieser spielte offenbar darauf an, sie US-Vertretern zu überreichen. "Die Jungs haben uns unsere schöne ukrainische Flagge mit ihren Unterschriften übergeben, damit wir sie weiterreichen können", sagte er. "Wir sind in keiner leichten Situation. Der Feind verstärkt seine Armee. Unsere Leute sind mutiger und brauchen stärkere Waffen. Wir werden es von den Jungs an den Kongress weitergeben, an den Präsidenten der Vereinigten Staaten", erklärte Selenskyj. "Wir sind dankbar für ihre Unterstützung, aber es ist nicht genug."
Mit Informationen von AFP, Reuters und dpa
Der ukrainische Präsident Selenskyj hat Soldaten in der umkämpften Stadt Bachmut getroffen.
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