Vatikanstadt: Der Petersdom mit Weihnachtsbaum bei Nacht. Aufnahmedatum 09. Dezember 2022.
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Vatikanstadt: Der Petersdom mit Weihnachtsbaum bei Nacht. Aufnahmedatum 09. Dezember 2022.

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Was nach dem Tod eines ehemaligen Papstes nun zu erwarten ist

Der Ablauf nach dem Tod eines Papstes ist weltbekannt: Die Kardinäle kommen in Rom zum Konklave zusammen, um einen Nachfolger zu wählen. Doch was nach dem Tod des zurückgetretenen Benedikts XVI. passiert, darüber gibt es aktuell viele Spekulationen.

Was passiert, wenn ein zurückgetretener Papst stirbt? Diese Frage stand spätestens seit dem Bekanntwerden der angeschlagenen Gesundheit des früheren Papstes Benedikt XVI. im Raum. Bisher gibt es dafür kaum Referenzereignisse: Der letzte wohl freiwillige Amtsverzicht war im Jahr 1294 von Coelestin V., der 1296 starb.

Die Bistümer in Bayern, der Heimat von Joseph Ratzinger - wie Benedikt mit bürgerlichem Namen hieß - haben bereits einige Vorkehrungen getroffen. Einen Überblick finden Sie in diesem Artikel.

Beerdigung für Benedikt würde wohl der eines Bischofs ähneln

Vom Vatikan gibt es diesbezüglich bisher keine Stellungnahme. Beobachter gehen davon aus, dass die Rituale im Falle einer Beerdigung für Benedikt denen für einen früheren Bischof ähneln würden: Es gäbe entweder im Petersdom oder auf dem Petersplatz in Rom eine Trauerfeier. Diese würde aber wahrscheinlich von Papst Franziskus geleitet, und nicht vom Dekan des Kardinalskollegiums. Folgen würde den Mutmaßungen zufolge auch eine Bestattung in der Grotte unter dem Petersdom.

"Die Beerdigung für einen Papst emeritus [in den Ruhestand versetzt; Anm. d. Red.] ist die Beerdigung für den Bischof emeritus von Rom", sagt der Kirchenhistoriker Alberto Melloni. Ganz beispiellos wäre die Situation im Falle von Benedikt XVI. nicht. Denn Diözesen weltweit hätten sich bereits damit befasst, wie pensionierte Bischöfe zu ehren seien, so Melloni.

Leichnam vermutlich mehrere Tage im Petersdom aufgebahrt

Weil Benedikt einmal Staatsoberhaupt war, würde seine Trauerfeier wahrscheinlich aufwendiger ausfallen. Es ist zu erwarten, dass offizielle Delegationen aus verschiedenen Staaten teilnehmen würden. Damit diese mehr Zeit für die Anreise hätten und um den einstigen Status Benedikts als Papst zu würdigen, würde sein Leichnam vermutlich über mehrere Tage im Petersdom aufgebahrt.

So war das auch bei früheren Päpsten. Noch in Erinnerung geblieben sind die langen Schlangen von Pilgern, die sich tage- und nächtelang angestellt hatten, um nach dem Tod von Papst Johannes Paul II. 2005 diesen zu ehren.

Der emeritierte Papst Benedikt XVI.
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Sven Hoppe

Rom: Gesundheitszustand von Benedikt XVI. verschlechtert

Neuntägige Riten für amtierenden Papst fallen wohl weg

Ein Unterschied zwischen einem Begräbnis für Benedikt und dem für einen amtierenden Papst wären die neuntägigen Riten, die bei einem amtierenden Papst vor der Bestattung abzuhalten sind. Diese würden bei Benedikt vermutlich nicht abgehalten, sagt Melloni.

Der Geschichtsprofessor Christopher Bellitto von der Kean University im US-Staat New Jersey glaubt, die ungewöhnliche Entscheidung von Benedikt, als Papst zurückzutreten, würde sich wahrscheinlich auch auf den Ablauf nach dessen Tod auswirken. Benedikt hatte 2013 seinen Rückzug bekanntgegeben. Nicht nur sein Titel, Papst emeritus, sondern auch sein Entschluss, weiterhin das weiße Papstgewand zu tragen, waren eine Neuerung für die katholische Kirche. Der Rücktritt eines Papsts werde künftig weniger ungewöhnlich sein, vermutet Bellitto.

"Die Schlagzeilen werden lauten: 'Ein Papst bestattet einen anderen'", so Bellitto in einer E-Mail. "Das stimmt nicht. Um es klar zu machen: Benedikt ist der frühere Papst."

Mit Informationen von AP

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