Ein Pkw wird vor einem Supermarkt mit normalem Speiseöl betankt. (Symbolbild)
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Ein Pkw wird vor einem Supermarkt mit normalem Speiseöl betankt. (Symbolbild)

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Warum Sonnenblumenöl knapper wird und nicht fürs Tanken taugt

Folgen des Ukraine-Krieges sind auch für deutsche Verbraucher spürbar. In den sozialen Medien herrscht momentan Aufregung, weil Sonnenblumenöl knapper wird und wohl einige auf die Idee kommen, Speiseöl statt teurem Diesel in den Tank zu kippen.

In der Corona-Pandemie ist es schon mehrfach zu Lieferengpässen gekommen. Wird jetzt in der Folge des Krieges in der Ukraine Speiseöl, insbesondere Sonnenblumenöl knapp? In den sozialen Medien werden schon Bilder von leeren Supermarkt-Regalen gepostet.

  • Zum Artikel: Preisexplosion bei Öl und Gas: Was können Verbraucher tun?

Verband: Einschränkungen bei Ölsaaten und Ölen

Der Verband der ölsaatenverarbeitenden Industrie in Deutschland (OVID) machte schon Anfang März auf eine der Folgen des Ukraine-Krieges und der Sanktionen aufmerksam. Zu erwarten seien "spürbare Einflüsse auf Verfügbarkeit und Preise von Ölsaaten und deren Produkten". In den kommenden Wochen und Monaten sei mit "Einschränkungen der Warenströme" bei Sonnenblume, Lein und Soja zu rechnen. Sollte es kurzfristig zu Engpässen bei einzelnen Rohstoffen kommen, seien diese nur sehr schwer zu ersetzen.

Deutschland decke seinen Bedarf an Sonnenblumenöl zu 94 Prozent über Importe. Die weltweit wichtigsten Exportländer für dieses Produkt sind die Ukraine und Russland.

Ukraine weltweit größter Exporteur von Sonnenblumenöl

Ukraine ist für Sonnenblumenöl das größte Exportland der Welt. Laut Statistischem Bundesamt hat die Ukraine 2020 6,9 Millionen Tonnen exportiert, das sind 44 Prozent der weltweiten Exportmenge. Die Russische Föderation folgt auf Platz zwei mit etwa der halben Menge: 3,2 Millionen Tonnen Export und einer weltweiten Exportmenge von 20,5 Prozent.

Die Türkei führt, wie die Deutsche Welle meldet, viel aus Russland ein - etwa 65 Prozent seines Bedarfs. Etwas mehr als vier Prozent stammten aus der Ukraine. Weil 16 Containerschiffe mit Sonnenblumenöl in russischen Häfen festsitzen und die Türkei nur noch einen Monatsvorrat an Sonnenblumenöl habe, sei es schon zu Panikkäufen in den Supermärkten gekommen.

Agrarhändler: Sonnenblumenöl-Knappheit mit Rapsöl auffangen

Dirk Köckler, Vorstandschef von Europas zweitgrößtem Agrarhändler Agravis, stufte die Auswirkungen des russischen Angriffs für den internationalen Handel mit Agrarrohstoffen wie Getreide und Ölsaaten insgesamt noch als beherrschbar ein. "Aufgrund überwiegend langfristig abgeschlossener Kontrakte mit Industrie und Landwirtschaft ist die Versorgung mit Betriebsmitteln in den nächsten Monaten sichergestellt", sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Wegbrechende Einfuhren von Sonnenblumenöl aus der Ukraine könnten beispielsweise mit Rapsöl aufgefangen werden.

Wie die Stuttgarter Zeitung schreibt, spitzt sich die Lage bei Sonnenblumenöl gerade zu, aber wegen "der Verwerfungen der Coronakrise" seien auch andere Speiseöle betroffen. Aldi Süd habe deshalb die Abgabe der Rapsöl-Eigenmarke Bellasan auf vier Flaschen pro Kunde begrenzt.

Diskussion um Salatöl an Stelle von Diesel

Mit dem Krieg in der Ukraine sind bereits die Kraftstoffpreise sprunghaft angestiegen. Diesel kostete am Freitag nach ADAC-Angaben im bundesweiten Tagesdurchschnitt 2,312 Euro pro Liter. Gut möglich, dass mancher einen Liter Speiseöl noch günstiger bekommt. Auf Twitter werden schon Witze darüber gemacht, dass Leute jetzt Salatöl statt Diesel in ihren Tank füllen. Die einen halten das für eine Urban Legend, andere wollen es schon gesehen oder selber gemacht haben.

ADAC rät von Pflanzenölen statt Diesel ab

Wie auch immer: Der ADAC jedenfalls rät davon ab, weil moderne Dieselmotoren kein Salatöl vertragen. "Das größte Problem ist der deutliche Viskositätsunterschied im Vergleich zu herkömmlichem Diesel", heißt es auf der Webseite des ADAC. "Pflanzenöle führen zu Startschwierigkeiten und wirken sich negativ auf Leistung und Lebensdauer des Motors aus".

Außerdem seien Einspritzpumpe und Einspritzdüsen moderner Dieselfahrzeuge nicht darauf ausgelegt, was mittelfristig den Motor schädige. Das sei auch der Fall, wenn unverbranntes Pflanzenöl in das Motoröl gelange. Autoherstellen würden zudem keine Freigabe für die Betankung mit Pflanzenöl geben.

Pflanzenöl im Tank muss versteuert werden

Ältere Dieselmotoren mit Verteilereinspritzpumpen laufen laut ADAC zumindest zeitweise mit Pflanzenölen. "Die Lebensdauer dieser Motoren wird aber auch hier auf Dauer eingeschränkt." Außerdem: Pflanzenöl als Kraftstoff wird besteuert. Wer es verwendet muss zum Hauptzollamt, eine Steueranmeldung abgeben und entsprechend zahlen.

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