Sahra Wagenknecht muss in letzter Zeit ziemlich oft betonen, was sie nicht vorhat: Sie wolle nicht die LINKE spalten und schon gar nicht eine andere Partei gründen, und übrigens wolle sie auch nicht die Parteiführung schwächen. Ihr gehe es einzig und allein um die Sache:
"Hier geht es nicht um innerparteiliche Auseinandersetzungen. Sondern hier geht es um die Frage, wie schaffen wir es, eine andere politische Mehrheit wieder zu erreichen." Sahra Wagenknecht, Fraktionschefin der LINKEN im Bundestag
Wagenknecht wirbt mit ihrer Sammlungsbewegung auch um AfD-Wähler
Unter einer linken Mehrheit verstand man bislang ein Bündnis aus SPD, Grünen und Linken. Rein rechnerisch sind diese drei Parteien im Moment weit von der Regierungsbank entfernt. Nicht nur deswegen blickt Sahra Wagenknecht auch in die andere Richtung: zur AfD. Sie will frustrierte Bürger ins linke Lager holen. Viele AfD-Wähler müssten "die Rechnung merkelscher Flüchtlingspolitik" bezahlen. Die Menschen wollten einfach nur ihren Protest loswerden, sagt Wagenknecht.
Unterstützer und Kritiker Wagenknechts bekämpfen sich erbittert
Der linke Bundestagsabgeordnete Niema Movassat aus Nordrhein-Westfalen unterstellt Wagenknecht, sie fische am rechten Rand und spiele Arme gegen Flüchtlinge aus. Seine Kollegin aus demselben Landesverband, Sevim Dağdelen, sieht dagegen überall Intrigen gegen Sahra Wagenknecht. Man wolle sie bewusst in die rechte Ecke stellen. Wie viele Unterstützer Wagenknecht allein in der Bundestagsfraktion hat, lässt sich schwer ermitteln. Ihr Co-Vorsitzender Dietmar Bartsch sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland, er könne die Aufregung in Teilen der Linken nur begrenzt verstehen. Und auch der parlamentarische Geschäftsführer der Fraktion, Jan Korte, mahnte zur Gelassenheit. Man solle doch erst einmal abwarten, was da genau geplant sei.
Sammlungsbewegung soll im September starten
Sahra Wagenknecht will die Sammlungsbewegung offiziell im Herbst ins Leben rufen. In einem vierseitigen Papier, das sie vor kurzem an die Presse lancierte, hieß die Bewegung noch #FairLand. Ein Name, der ihr mittlerweile selbst nicht mehr gefällt, wie sie kürzlich dem SPIEGEL verriet. Parteichefin Katja Kipping konterte auf den missglückten Namen:
"Ich hätte einen besseren Vorschlag für eine richtig wirkungsmächtige Sammlungsbewegung, nämlich die LINKE." Katja Kipping, Parteichefin LINKE