Stillleben mit offenem Handy und Nachricht neben einer Dachsirene
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Stillleben mit offenem Handy und Nachricht neben einer Dachsirene

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Warntag: Was Sie wissen müssen

In Krisen ist ein funktionierendes Warnsystem zum Schutz der Bevölkerung wichtig. Deswegen testen Bund, Länder und Kommunen ab 11 Uhr, wie gut im Ernstfall amtliche Warnungen über Radio, Fernsehen, Apps oder Sirenen funktionieren.

Bei der Flutkatastrophe an der Ahr im Juli 2021 kamen 134 Menschen ums Leben, Hunderte wurden verletzt, Tausende obdachlos. Im Nachhinein hätte viel Leid verhindert werden können, wenn die Behörden die Menschen früher gewarnt hätten. Denn der Deutsche Wetterdienst hatte schon am Tag vor der Katastrophe die höchste Warnstufe vier herausgegeben.

Bei solchen Krisen soll die Bevölkerung in Zukunft schneller informiert werden. Je mehr Sie über Signale wissen, umso besser können Sie sich und andere im Notfall schützen. Um sicherzugehen, dass alle Warn-Systeme funktionieren, und die Menschen auch darauf reagieren, wird am Vormittag ab 11 Uhr der Ernstfall geprobt.

Katastrophenschutz-Sirenen heulen ab 11 Uhr eine Minute lang

Mit einem auf- und abschwellenden Heulton, der eine Minute lang dauert, sollen am Vormittag bundesweit die Katastrophenschutz-Sirenen ertönen. Heute ist es nur ein Test, im Ernstfall soll jede Bürgerin, jeder Bürger daraufhin sofort Radio und Fernsehgerät einschalten für weitere Informationen zum Notstand in der Heimatregion. Achten Sie außerdem auf mögliche Lautsprecherdurchsagen von Polizei, Feuerwehr und Hilfsorganisationen. Folgen Sie den Anweisungen der Einsatzkräfte.

Wenn alles nach Plan läuft, sendet die Nationale Warnzentrale des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) später zur Entwarnung einen einminütigen Dauerton, voraussichtlich ab 11.20 Uhr.

Erstmals werden Test-Meldungen an Handys versandt

Damit im Ernstfall möglichst viele Menschen erreicht werden, soll am Vormittag auf alle Handys eine Testmeldung per SMS verschickt werden. Also lassen Sie Ihr Handy unbedingt eingeschaltet. Es handelt sich um einen Probelauf des neuen Warnkanals Cell Broadcast. Die Information erfolgt per SMS und wird in mehreren Sprachen versendet. Hierfür wird keine vorab installierte App benötigt. Dabei bekommen alle Handys eine Warnung, die in einer bestimmten Funkzelle angemeldet sind, in der gerade Alarm ausgelöst wird. Eine Warnung kann also regional begrenzt sein oder über mehrere Funkzellen eine größere Region erreichen.

Das Warnsystem wird schon in vielen Ländern genutzt, etwa in den Niederlanden, Rumänien oder den USA. Die Bundesregierung hat im Nachgang der Flutkatastrophe von Juli 2021 die gesetzlichen Grundlagen dafür geschaffen. Alle in Deutschland tätigen Mobilfunknetzbetreiber sind verpflichtet, Cell Broadcast einzurichten und für den Versand von Warnungen bereitzuhalten. Im Vorfeld des Warntags sollten alle Kunden eine Testmeldung per SMS erhalten haben.

Warn-Apps Nina und Katwarn

Über die Notfall-Informations- und Nachrichten-App des Bundes, kurz Warn-App-Nina, verschickt das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) Meldungen über Gefahrenlagen zum Schutz der Bevölkerung. Nina muss vorab installiert werden und ist kostenlos verfügbar über Android- und iOS-Appstores. Die App informiert relativ umfassend, einerseits bei Katastrophen wie Hochwasser oder Waldbränden, andererseits über Polizeimeldungen und Hinweise der Ministerien. Auch Informationen zur Corona-Pandemie werden verteilt. Das Warnsystem Katwarn ist in Nina integriert.

Die ebenfalls kostenlose App Katwarn liefert Gefahren und Katastrophen-meldungen von der Leitstelle der Feuerwehr, des Katastrophenschutzes und des Deutschen Wetterdienstes auf das Handy.

Nicht überall in Bayern heulen die Sirenen

Der einminütige Katastrophen-Alarm wird nur dort in Bayern ertönen, wo es auch die Katastrophen-Sirenen gibt, das sind andere als die gewöhnlichen Feuerwehr-Sirenen. So hat beispielsweise die Stadt Nürnberg flächendeckend Sirenen auf Dächern und Mastanlagen installiert, auch die Stadt Augsburg ist nach eigenen Angaben gut ausgerüstet.

Aber laut Bundesamt für Bevölkerungsschutz fehlen deutschlandweit noch Warnanlagen, "weshalb auch beim Warntag 2022 nicht überall Sirenen zu hören sein werden", heißt es beim Bundesamt für Bevölkerungsschutz. Denn die Entscheidung, ob Sirenen vorgehalten, betrieben und regelmäßig gewartet werden, treffen die Städte und Gemeinden in eigener Zuständigkeit.

Laut bayerischem Innenministerium fehlen aktuell im Freistaat bis zu 15.000 Sirenen, die langfristig nachgerüstet werden müssen. So sind beispielsweise in München seit dem Zweiten Weltkrieg keine Sirenen-Systeme mehr installiert. Die Landeshauptstadt will die Bürger zum einen über das Radio erreichen, zum anderen über Handy-Nachrichten und Warn-Apps. Genauere Informationen zum Ablauf des Warntags an Ihrem Wohnort erhalten Sie auch bei bei Ihrer zuständigen Gemeindeverwaltung, allgemeine Infos beim Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe.

Ukrainische Schüler vorab über Probealarm aufklären

Um unnötige Angst und Panik bei Kindern und Jugendlichen zu vermeiden, sollen Schulen ihre Mitarbeiter und Schüler vorab auf den Warntag am 8. Dezember hinweisen. Laut Kultusministerium ist es wichtig, darüber aufzuklären, dass es sich nur um einen Probealarm handele und kein Anlass zur Sorge bestehe. Besonders für Kinder und Jugendliche mit Kriegstraumata sei eine Vorabinformation wichtig. Nach Ministeriumsangaben werden an bayerischen Schulen rund 29.400 Schülerinnen und Schüler unterrichtet, die aus der Ukraine geflüchtet sind.

Schulen sind nicht automatisch an das amtliche Warnsystem des Bundes angeschlossen. Im Falle einer lokalen Katastrophe wie Feueralarm kann jede Schule vor Ort nach Bedarf eine Sirene ertönen lassen.

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