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Groko-Verhandlungen der Vergangenheit

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Von 2005 bis 2018: Wer sind die GroKo-Veteranen?

Es gibt nicht mehr viele Politiker von Union und SPD, die bereits 2005 eine Große Koalition aus Union und SPD ausgehandelt haben. Angela Merkel natürlich. Aber wer noch? Von Anita Fünffinger

Sie war noch nicht Bundeskanzlerin und auch noch ein wenig misstrauisch, was da mit der SPD auf sie zukommen würde, aber Angela Merkel hatte im November 2005 das gute Gefühl, das könnte was werden mit der zweiten Großen Koalition in Deutschland nach 1966.

"Die Zuversicht gibt mir das Klima, in dem die Verhandlungen stattgefunden haben. Der Geist, den wir in diesen Verhandlungen hatten. Und wenn dieser Geist erhalten bleibt, dann können wir auch diese großen Brocken noch wuppen." Angela Merkel, 2005

Platzeck und Stoiber spielen schon lange keine Rolle mehr

Unterschrieben haben den Koalitionsvertrag mit der Überschrift "Gemeinsam für Deutschland. Mit Mut und Menschlichkeit" Angela Merkel, Matthias Platzeck von der SPD und Edmund Stoiber von der CSU. Der aber entpuppte sich schon bald nicht eben als Freund der GroKo.

"Diese Große Koalition war nicht gewollt." Edmund Stoiber, 2005

Seehofer kam 2005 als Ersatzlösung

Edmund Stoiber wollte dann übrigens doch nicht Minister in Berlin werden und schickte stattdessen Horst Seehofer als Landwirtschaftsminister:

"Melken kann ich nicht. Aber dann hätte ich auch nie Gesundheitsminister werden dürfen. Denn ich kann auch nicht operieren." Horst Seehofer, 2005

Merkel und Seehofer arbeiten seitdem zusammen, mal gut, mal weniger gut: Kaum jemand kennt sich so lange wie die beiden. Volker Kauder sitzt ebenfalls seit 2005 an der Seite der Kanzlerin, er sorgt als Fraktionschef sehr erfolgreich für Disziplin und Gefolgschaft.

Von der Leyen kam als Mama, jetzt ist sie Mutter der Kompanie

Auf die Berliner Bühne kam 2005 außerdem eine sehr zierliche Frau, damals noch mit langen blonden Haaren, ihre Hartnäckigkeit gut verborgen hinter dem Lächeln.

"Die Gefühle sind immer gemischt. Ich freue mich riesig auf die Aufgabe. Andrerseits hat man auch ein mulmiges Gefühl. Denn die Frage ist ganz praktisch: wie kriege ich das gut mit meinem Mann und meinen Kindern hin?" Ursula von der Leyen, 2005

Die Haare von Ursula von der Leyen sind kürzer, der Ton schärfer und die Kinder groß. Von der Leyen hat unter Angela Merkel als Arbeitsministerin die Neuordnung von Hartz IV verhandelt, und sie hat die Scherben bei der Bundeswehr zusammengekehrt. So lange wie sie hat in diesem Ministerium zuletzt keiner durchgehalten. Thomas de Maizière (einst von Angela Merkel nicht wegzudenken) sitzt im Unterschied zu von der Leyen nicht mehr in der Sondierungsgruppe 2018. Und der stets loyale Wolfgang Schäuble ist jetzt Bundestagspräsident.

Saß an großen und an kleinen Tischen: Markus Söder

Immer mit am Verhandlungstisch seit der ersten GroKo Merkel: Markus Söder. 2005 als CSU-Generalsekretär, 2013 als bayerischer Finanzminister.

"Ich bin selber nicht nur in dieser Riesenrunde, sondern auch in der Haushaltsarbeitsgruppe Finanzen, Steuern, Euro. Also Große Koalition heißt auch große Anstrengung und große Zeit, die man da investieren muss." Markus Söder, 2013

Männliche Schwergewichte der SPD sind weg

Bei der SPD sind fast alle Gesichter neu. Martin Schulz war sowohl 2005 als auch 2013 noch in Brüssel. Und die beiden anderen Schwergewichte von damals sollen oder dürfen nicht mehr mitreden. Sigmar Gabriel, 2005 Umweltminister und Antreiber der Großen Koalition 2013: nicht mehr dabei. Frank-Walter Steinmeier, Dauer-Außenminister und enger Vertrauter von Angela Merkel: jetzt Bundespräsident. Neben dem stillen Olaf Scholz im Hintergrund hat nur eine noch wacker durchgehalten: Andrea Nahles.

"Das ist ein solider Kompromiss, der die klare sozialdemokratische Handschrift trägt. Das wird schwierig sein, den einen oder anderen Punkt zu vermitteln. Das gilt aber für die CDU genauso." Andrea Nahles, 2005

Nahles machte sich unersetzlich

2005 kam sie wieder in den Bundestag, und legte sich in der SPD auch sogleich mit Franz Müntefering an. Nur deswegen wurde der Koalitionsvertrag von 2005 von Matthias Platzeck unterschrieben. Müntefering hatte als Parteichef hingeschmissen. Wenn er jetzt noch dabei wäre, würde er der SPD seinen berühmten Satz wieder ins Stammbuch schreiben?

"Opposition gehört zur Demokratie dazu. Aber Opposition ist Mist. Lasst das die anderen machen. Wir wollen regieren!" Franz Müntefering, 2004

Das ist nun so viele Jahre her, dass sich wirklich nur noch die GroKo-Veteranen daran erinnern können. Oder wollen.