Bei der Gedenkstunde zum Volkstrauertag im Berliner Bundestag hat Schwedens Kronprinzessin Victoria an das Leid erinnert, welche die Kriege in der Ukraine und in Nahost aktuell verursachten: "Die Stimmung in der Welt ist so eisig wie seit langem nicht mehr", sagte sie bei ihrer Rede am Sonntag, die sie auf Deutsch hielt. Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Regierungsvertreter waren anwesend. Am Volkstrauertag wird jedes Jahr der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft gedacht.
Prinzessin fordert "Schutz aller Zivilisten sowohl in Israel als auch in Gaza"
"Es ist ein Krieg, der uns an die dunkelsten Kapitel der europäischen Geschichte erinnert", sagte Victoria über den Ukraine-Krieg. Hinzu kämen die Entwicklungen nach den "schrecklichen Angriffen" der Hamas auf israelische Zivilisten. "Wir sehen entsetzliche Bilder aus Gaza mit großem menschlichem Leid." Natürlich habe Israel das Recht, sich in Übereinstimmung mit dem Völkerrecht zu verteidigen. Sie sagte aber auch: "Der Schutz aller Zivilisten sowohl in Israel als auch in Gaza muss garantiert und das humanitäre Völkerrecht respektiert werden, zu jeder Zeit unter allen Umständen."
Die Kronprinzessin mahnte, niemals die Lehren aus den Schrecken von Krieg und Tyrannei zu vergessen. "Es ist eine Quelle der Hoffnung, dass die Regierungen und Völker im demokratischen Europa in einer schweren Zeit zusammenhalten. Die deutsche Erfahrung zeigt, dass es möglich ist, selbst die dunkelste Vergangenheit zu überwinden."
Gedenken an jüdische Gefallene
Bei einer Gedenkveranstaltung auf dem Jüdischen Friedhof im Stadtteil Weißensee legte am Vormittag unter anderem Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) neben anderen Politikern einen Kranz nieder. "Den diesjährigen Volkstrauertag begehen wir in bitterer Zeit", sagte der frühere Bundestagspräsident Wolfgang Thierse in seiner Gedenkrede. "Nicht nur quält uns der nicht enden wollende Aggressionskrieg Putin-Russlands gegen die Ukraine. Wir sind auch tief bestürzt über die Mordtaten der Hamas in Israel."
Ehemaliger Bundestagspräsident beklagt "laut gewordenen Antisemitismus"
Auf dem Friedhof liegen viele jüdische Soldaten, die im ersten Weltkrieg ums Leben gekommen sind. Thierse erinnerte mit seiner Rede an diese. "Es ist die Erinnerung daran, dass und wie sehr Juden und Judentum angefochtener und doch auch selbstverständlich gewordener Teil der deutschen Gesellschaft waren und wie sehr der mörderische Rassismus des Nazi-Regimes nicht nur das jüdische Volk fast vernichtet hat, sondern auch die deutsche Gesellschaft moralisch zerstört hat." Thierse sagte: "Indem wir hier und heute jüdischer Soldaten gedenken, tun wir dies in dem Wissen, dass das, was gegenwärtig im Nahen Osten geschieht, mit deutscher Geschichte zu tun hat", sagte Thierse.
Thierse nahm auch Bezug auf die aktuelle Entwicklung in Deutschland nach dem Angriff der islamistischen Hamas auf Israel am 7. Oktober: "Wir sind irritiert und entsetzt über den hierzulande auf grelle Weise sichtbar und laut gewordenen Antisemitismus", sagte er. Dieser sei "nicht nur eingewandert", sondern "auch einheimisch".
Mit Informationen von dpa
Im Video: Der Volkstrauertag in Berlin
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