Ein zurückgelassener russischer Panzer
Bildrechte: picture alliance / ZUMAPRESS.com | Celestino Arce Lavin

Der Ukraine-Krieg wird laut dem Präsidenten des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge lange Zeit Folgen für die russische Gesellschaft haben.

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Volksbund: Verbrechen in Ukraine werden Russland belasten

Russlands Präsident Putin ist der Hauptverantwortliche für den Krieg in der Ukraine. Doch die Folgen werden aus Sicht des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge auch die Gesellschaft in Russland noch lange beschäftigen.

Der Präsident des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Wolfgang Schneiderhan, hat auf Langzeitfolgen des Angriffskriegs gegen die Ukraine für die russische Gesellschaft hingewiesen. "Man sagt, es sei Putins Krieg" sagte Schneiderhan dem Redaktionsnetzwerk Deutschland zum Volkstrauertag am Sonntag. Das stimme zwar; dennoch seien es auch russische Männer, die in diesem Krieg Verbrechen begingen.

Schneiderhan: Deutsche Geschichte als Lehrmeisterin

"Damit ist das Problem der zukünftigen russischen Gesellschaft angesprochen, die mit dieser Verantwortung fertig werden muss", sagte der frühere Bundeswehr-General. "Die deutsche Geschichte ist eine Lehrmeisterin, was das bedeutet und wie lange es dauert."

Einer pauschalen Ablehnung Russlands und seiner Bevölkerung wolle er aber nicht zustimmen, so Schneiderhan. Es sei wichtig, Lehren aus der Geschichte zu ziehen: "Putin hat aus dem Ende der Sowjetunion eine völlig andere Lehre gezogen als wir", sagte der Ex-General.

Das Gedenken am Volkstrauertag an die Toten der beiden Weltkriege, an die Einsatztoten im Ausland, an die Opfer von Hass und Hetze, von Krieg und Gewalt sei auch immer eine Mahnung an die Lebenden, mahnte er. In einem neuerlichen Krieg in Europa erlebe man derzeit, "dass Städte zerstört, gezielt Infrastruktur vernichtet, Zivilisten ermordet werden, wie verzweifelte Menschen fliehen müssen".

Politik und Gesellschaft müssten wissen, ob sie diesen Tag so wollen, sagte der Präsident des Volksbunds. "Wir wünschen auch ein zeitgemäßes Gedenken, keine erstarrten Rituale. Es muss für junge Menschen auch nachvollziehbar sein." Daher bringe der Volksbund junge Menschen auf den Kriegsgräberstätten zusammen. "Dort sehen sie die Folgen von Krieg und Gewalt. Das lässt niemanden unbeeindruckt", so Schneiderhan.

Weltkriege "Ballast für das heutige Gedenken"

Der Historiker Tillmann Bendikowski plädierte im Deutschlandfunk dafür, das Gedenken an die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft zu verändern. Er halte es für eine Überladung, dass heute an alle Opfer gleichermaßen erinnert werde.

Man sollte das Gedenken an die Opfer der beiden Weltkriege trennen von den gefallenen Bundeswehrsoldaten in Afghanistan. Deutschland habe inzwischen eine Parlamentsarmee. Deutsche Soldaten zögen nur nach Zustimmung des Bundestags in Kriegsgebiete. Das Gedenken an gefallene Bundeswehrsoldaten gehöre deshalb auch in den Bundestag.

Der Erste und der Zweite Weltkrieg dagegen seien "Ballast für das heutige Gedenken". Man könne die gefallenen Soldaten als verblendete Opfer sehen, so der Historiker. Gedenkorte für die Soldaten des Zweiten Weltkriegs und Denkmäler mit Begriffen wie Ehre, Freiheit oder Tapferkeit sollten gemieden werden. Wenn man über Frieden nachdenke, sei der Volkstrauertag nur bedingt geeignet, meinte der Historiker. Derzeit sollte uneingeschränkte Solidarität mit der Ukraine das Gebot der Stunde sein.

Mit Informationen von AFP, KNA und epd

Mit Informationen von epd, KNA und AFP

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