Die Anfang April gestartete Hotline für Menschen mit gesundheitlichen Problemen nach einer Corona-Impfung bleibt stark nachgefragt. Bis Donnerstag hätten die Mitarbeiter beim Hilfetelefon des Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) rund 1.650 Anrufe erhalten, sagte Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) in München. Wegen der großen Nachfrage zum Start am 3. April war das Personal für die Hotline um zwei Mitarbeiter aufgestockt worden; aktuell arbeiten jeweils sechs bis sieben Mitarbeiter in jeder Schicht, so eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums.
84 anerkannte Fälle von Impfschäden in Bayern
Insgesamt komme es sehr selten zu anhaltenden Gesundheitsstörungen nach einer Covid-19-Impfung, hatte Holetschek zum Start der Hotline betont. Bis Ende März kamen auf rund 29 Millionen verabreichte Corona-Impfungen in Bayern 84 anerkannte Impfschäden. Auch das so genannte Post-Vac-Syndrom scheine nach derzeitigem Kenntnisstand nur sehr wenige Menschen zu betreffen, sagte Holetschek. Der Nutzen einer Impfung überwiege bei weitem die Risiken.
Keine medizinische Beratung, sondern Lotsenfunktion
Ziel der Hotline sei es, den Menschen Hilfestellung zu geben, wenn sie Fragen zum Vorgehen bei möglichen Impffolgen hätten. "Eine individuelle medizinische Beratung ist am Telefon leider nicht möglich, auch wenn sich das viele Anrufer sicher wünschen", sagte Holetschek. "Vielmehr hat sie eine Lotsenfunktion: Wo gibt es seriöse Angebote, an wen kann man sich wenden? Im Netz sind ja auch viele Falschinformationen unterwegs."
Seelische Belastungen durch unklare Diagnosen
Viele Anrufer und Anruferinnen berichteten demnach von teils schweren gesundheitlichen Beeinträchtigungen, oft unklaren Diagnosen und dadurch auch seelischen Belastungen. "Die Hotline soll daher auch ein Signal sein, dass wir die Menschen ernstnehmen und nicht allein lassen", sagte Holetschek. Er wolle zudem mit Vertretern von Verbänden und Ambulanzen darüber sprechen, wie die Versorgung von Patienten mit Post-Vac-Symptomen verbessert werden könne.
WHO: Impfung hat in Europa mehr als eine Million Leben gerettet
Laut einem Bericht der Weltgesundheitsorganisation WHO, der am Montag veröffentlicht wurde, haben Corona-Impfstoffe in Europa und Ländern der ehemaligen Sowjetunion seit Ende 2020 mehr als eine Million Leben gerettet. Berechnet wurde diese Zahl auf Grundlage von Todeszahlen und verabreichten Impfdosen in 26 Ländern. Seit Ausbruch der Corona-Pandemie vor rund drei Jahren starben in der WHO-Region Europa dem Bericht zufolge mehr als zwei Millionen Menschen nachweislich an Covid-19.
Besonders wirksam gegen Omikron-Variante
Die Wirksamkeit der Impfstoffe wurde je nach vorherrschender Corona-Variante für die jeweiligen Wellen der Pandemie unterschiedlich gewichtet. Indirekte Auswirkungen der Impfungen seien nicht berücksichtigt worden. Die meisten Menschen (96 Prozent), die durch die Impfstoffe gerettet wurden, waren laut dem Bericht älter als 60 Jahre. Besonders viele Todesfälle konnten während der Omikron-Welle verhindert werden. Die Zahl der durch Impfungen geretteten Leben in dieser Phase wurde auf knapp 570.000 geschätzt.
Mit Informationen der dpa
💡 So erreichen Sie die Hotline
Die "Post-Vac-Syndrom"-Hotline wird vom Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) mit Sitz in Erlangen betrieben. Sie ist unter der Nummer 09131 6808 7878 erreichbar.
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