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Transparent mit einem Bild von Oury Jalloh

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Feuertod von Oury Jalloh: War es eine Vertuschungstat?

Der Fall des in einer Dessauer Polizeizelle umgekommenen Asylbewerbers Oury Jalloh steht möglicherweise vor einer spektakulären Wende: Der Leitende Oberstaatsanwalt geht laut Medienbericht von einer Vertuschungstat durch Polizisten aus.

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Über dieses Thema berichtet: BR24 Infoblock am .

Der Feuertod von Oury Jalloh liegt rund zwölf Jahre zurück. Wie genau es am 7. Januar 2005 zum Tod des Asylbewerbers kam, ist auch in zwei Landgerichtprozessen nicht geklärt worden. Jetzt berichtet die "Mitteldeutsche Zeitung", der Leitende Oberstaatsanwalt Folker Bittmann habe in einem Vermerk vom April 2017 nicht nur die These eines Unfalltods Jallohs verworfen. Er beschreibe konkret ein Szenario, wonach Beamte den Häftling angezündet haben könnten.

Das Motiv könnte gewesen sein, dass dem Asylbewerber zuvor zugefügte Verletzungen vertuscht werden sollten. Möglich sei zudem, dass es einen Zusammenhang mit zwei früheren Todesfällen gibt, heißt es in dem Vermerk. 1997 war ein Mann nach einem Polizeigewahrsam an schweren inneren Verletzungen gestorben. 2002 kam in der Zelle, in der drei Jahre später Jalloh starb, ein Obdachloser ums Leben. Bittmann stützt sich auf Gutachter und die Ergebnisse eines 2016 unternommenen Brandversuchs, wonach der gefesselte Jalloh mit einer kleinen Menge Brandbeschleuniger übergossen und angezündet worden sei.

Ermittlungsverfahren eingestellt

Nachdem der Leitende Oberstaatsanwalt Bittmann Zweifel an der Unfallthese geäußert hatte, hatte die Generalstaatsanwaltschaft Naumburg in Sachsen-Anhalt das Verfahren im vergangenen Jahr der Dessauer Staatsanwaltschaft entzogen und den Fall Jalloh an die Staatsanwaltschaft Halle übertragen. Diese stellte das Ermittlungsverfahren im Oktober ein. Halles leitende Oberstaatsanwältin Heike Geyer begründete dies damit, dass das Verfahren "keine ausreichenden tatsächlichen Anhaltspunkte für eine Beteiligung Dritter an der Brandlegung ergeben" habe. An der Unfallthese gibt es aber weiterhin massive Zweifel.