Der Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) und der "Berliner Morgenpost" melden unter Berufung auf einen internen Behördenbericht, dass die sogenannte Vertrauensperson VP-01 frühzeitig Islamisten zu Anschlägen in Deutschland angestachelt haben soll. Die vom Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen auf den Terroristen Anis Amri angesetzte Person hat der Recherche zufolge diverse Mitglieder der IS-nahen Abu Walaa-Gruppe und womöglich auch Amri selbst zu Anschlägen animiert. Auch mehrere Strafverteidiger und ein Szene-Aussteiger erhoben diesen Vorwurf gegen das LKA.
"Er war der Radikalste"
Laut den Ermittlungsakten hatte ein Mitglied der Gruppe bereits kurz nach dem Anschlag gegenüber dem LKA ausgesagt, dass VP-01 "immer wieder" gesagt habe, "dass man Anschläge in Deutschland verüben solle". Ein ehemaliger Anhänger der Abu-Walaa-Gruppe sagte dem rbb, VP-01 sei sogar "der Radikalste" gewesen. Die meisten Gruppenmitglieder hätten nicht über Anschläge in Deutschland gesprochen, da sie nach Syrien zum Kämpfen ausreisen wollten. VP-01 habe mehrmals zu Mitgliedern der Gruppe gesagt: "Komm, du hast eh keinen Pass, mach hier was, mach einen Anschlag." Die Vertrauensperson des LKA sei häufig mit Amri unterwegs gewesen und habe ihn in seine Unterkünfte gefahren. Bekannt war bisher nur, dass er Amri nach Berlin gefahren hatte.
"Rechtsstaatswidrige Tatprovokation"
Der Kriminologe Prof. Tobias Singelnstein kritisierte den Einsatz von VP-01. V-Personen dürften "nicht den agent provocateur spielen". Dies wäre eine "rechtsstaatswidrige Tatprovokation". V-Personen dürften nur "passiv Informationen entgegennehmen", anstatt andere zu Straftaten anzustiften.
Bei dem Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche erschoss Anis Amri am 19. Dezember 2016 den Fahrer eines Sattelzugs, raubte den Lkw und steuerte ihn in eine Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt auf dem Berliner Breitscheidplatz. Dabei starben elf Personen, weitere 55 wurden verletzt.