USA droht Streik im Güterverkehr
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Archiv: Los Angeles: Ein Mann steht auf einem mit Containern beladenem Zug.

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USA droht Mega-Streik im Güterverkehr

USA droht Mega-Streik im Güterverkehr

Kaum normalisiert sich die Lieferkette wieder, droht den Verbraucherinnen und Verbrauchern in den USA neues Ungemach. Ein Streik im Güterverkehr könnte schlimme Auswirkungen auf die US-Wirtschaft haben.

Damit keine Passagierzüge bei einem möglichen Streik liegen bleiben, sollten Gleise durch Güterzüge blockiert sein, hat die US-Bahn Amtrak vorsorglich alle Passagier-Fernzüge am Donnerstag in die Depots zurückbeordert. Die meisten landesweiten Zugverbindungen sind damit gestrichen. Das ist vermutlich gerade noch rechtzeitig, falls um Mitternacht am Freitagmorgen tatsächlich gestreikt werden sollte.

Seit fast drei Jahren wird verhandelt

Seit Ende 2019 verhandeln Güterbahnunternehmen und zwölf Gewerkschaften um einen neuen Tarifvertrag für die etwa 115.000 Beschäftigen der Branche. Es geht um höhere Löhne, aber vor allem um bessere Arbeitsbedingungen. Erst hatten sich die Verhandlungen wegen der Pandemie hingezogen, jetzt kommen sie nicht voran, weil sich beide Seiten stur zeigen.

Kompromissangebot: 24% mehr Lohn

Immer wieder hat die US-Regierung versucht, in dem Tarifkonflikt zu vermitteln. Zuletzt hatte sie im Sommer einen Notstandsausschuss eingesetzt, der einen Kompromissvorschlag ausarbeitete. Dieser sah die größte Lohnerhöhung seit Jahrzehnten vor: 24 % mehr Lohn sollte es für die Beschäftigten im Güterverkehr bis 2024 geben. Einige Gewerkschaften haben zugestimmt, aber die beiden großen Gewerkschaften - die der Lokführer und Zugbegleiter, pochen auf bessere Arbeitsbedingungen.

Arbeitsbedingungen sind offenbar schlecht

Zentraler Punkt in den Verhandlungen sind verlässliche Arbeitszeiten. Mitarbeitende im US-Güterverkehr klagen über kaum planbare Einsatzzeiten. Oft seien sie wochenlang unterwegs und nur ein oder zwei Nächte zu Hause und würden dann plötzlich zum Dienst gerufen, ohne genau zu wissen, wohin es als Nächstes geht.

Kaum Zeit mehr für einen Kompromiss

Noch bleiben wenige Stunden Zeit, um in quasi letzter Minute einen Kompromiss herbeizuführen. Kommt dieser nicht zustande, könnte das für die USA schlimmere Auswirkungen als auf dem Höhepunkt der globalen Lieferengpässe haben. An einem normalen Tag verkehren nach Angaben der "Association of American Railroads" etwa 7.000 Güterzüge durch die USA. Sie transportieren einen Großteil der Güter, die die Wirtschaft des riesigen Landes am Laufen halten.

Betroffen wären:

  • Firmen, die ihre Teile, Rohstoffe oder Verpackungen per Bahn geliefert bekommen.
  • Landwirtschaftsbetriebe und deren Abnehmer von Getreide-Produkten
  • Unternehmen, die für ihre Produktion auf gefährliche Chemikalien angewiesen sind

Zu guter Letzt könnte sich ein Bahnstreik, je nachdem wie lange er dauert, auch in den Supermarktregalen bemerkbar machen.

Schwieriger wird es ab sofort, um zum Beispiel mit dem Zug von Chicago nach Los Angeles zu kommen. Diese Verbindung ist ebenso gestrichen wie die Zugverbindungen "New York - Miami" und "Chicago - Portland".

Weiterer Minus-Punkt für Joe Biden?

Für die US-Regierung von Joe Biden wäre ein landesweiter Streik ein weiterer dicker Minus-Punkt nach den monatelangen Inflationssorgen. Das würde das Bild von Biden zementieren, dass er kein Mann der Wirtschaft ist.

Die Politik könnte am Ende sogar zum härtesten Mittel greifen und beide Seiten zwingen, eine Einigung zu akzeptieren.

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