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Die Angeklagte Beate Zschäpe vor dem Urteil im Gerichtssaal

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NSU-Prozess: Zschäpe des zehnfachen Mordes schuldig gesprochen

Beate Zschäpe muss lebenslang in Haft. Nach Überzeugung der Richter im NSU-Prozess ist sie für 10 Morde mitverantwortlich. Das Gericht stellte die besondere Schwere der Schuld fest. Die Mitangeklagten erhielten Haftstrafen zwischen 2,5 und 10 Jahren.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 1 am Vormittag am .

Nach mehr als fünf Jahren und 437 Verhandlungstagen sind heute im NSU-Prozess in München die Urteile gefallen. Die 43-jährige Hauptangeklagte Beate Zschäpe muss lebenslang in Haft. Nach Überzeugung der Richter ist Zschäpe für zehn Morde mitverantwortlich. Das Gericht stellte die besondere Schwere der Schuld fest.

Haft für Mitangeklagte

  • Der Mitangeklagte Ralf Wohlleben muss als Waffenbeschaffer für zehn Jahre ins Gefängnis.
  • Holger G. wird zu drei Jahren verurteilt. Er wird der Unterstützung einer terroristischen Vereinigung schuldig gesprochen. G. hatte zugegeben, dem NSU-Trio einmal eine Waffe übergeben und den Untergetauchten mit falschen Papieren geholfen zu haben.
  • Der Mitangeklagte André E. ist zu zwei Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt worden - allerdings nicht wegen Beihilfe zum versuchten Mord, wie die Bundesanwaltschaft gefordert hatte, sondern nur wegen Unterstützung einer terroristischen Vereinigung.
  • Carsten S. erhält eine Erziehungsstrafe von drei Jahren. Er hatte gestanden, dem "Nationalsozialistischen Untergrund" die Ceska-Pistole übergeben zu haben, mit der die Neonazi-Terroristen später neun Menschen erschossen. Bei ihm kommt das Jugendstrafrecht zur Anwendung, weil er zur Tatzeit noch als Heranwachsender galt.

NSU: Zehn Morde und zwei Bombenanschläge

Der rechtsextreme NSU verübte zwischen den Jahren 2000 und 2011 neun Morde an türkisch- und griechischstämmigen Gewerbetreibenden, einen Mord an einer deutschen Polizistin, sowie zwei Bombenschläge mit Dutzenden Verletzten sowie insgesamt 15 Raubüberfälle.

Großes Interesse am letzten Tag des NSU-Prozesses

Schon am frühen Morgen warteten zahlreiche Besucher und Journalisten vor dem Münchner Strafjustizzentrum in der Nymphenburger Straße. Es gab strenge Einlasskontrollen. Der NSU-Prozess war einer der größten der deutschen Rechtsgeschichte. In den fünf Jahren des Prozesses sind alleine für Nebenankläger und Pflichtverteidiger mehr als 23 Millionen Euro Kosten entstanden, so Gerichtssprecher Florian Gliwitzky. Die gesamten Kosten werden nach Prozessende berechnet und bestimmt.

Nebenkläger und Demonstranten: NSU-Hintergründe weiter aufklären

Unter dem Motto "Kein Schlussstrich" finden heute in München den ganzen Tag über Veranstaltungen statt, zu denen Teilnehmer aus ganz Deutschland erwartet werden. Sie fordern unter anderem, die Hintergründe des NSU weiter aufzuklären und rechten Terror entschiedener zu bekämpfen. Etwa 200 Personen demonstrierten am Morgen vor dem Gericht, sie zeigten Porträts der Opfer und verlasen ihre Namen.

Die Vertreter der Nebenkläger haben bereits vor dem Urteil bekräftigt, dass sich ihre Erwartungen in den Prozess nicht erfüllt hätten. Viele Fragen zu den Hintergründen und den Ermittlungspannen seien nicht beantwortet worden.