Gegen Mittag schlenderte CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer äußerlich gelassen durch das Jakob-Kaiser-Haus, direkt neben der Parlamentarischen Gesellschaft. Vorbei an den Kameras, Mikrofonen und den wartenden Journalisten. „Die Union seit gut aufgestellt, einig und geschlossen“, sagte Scheuer - der damit auch die Botschaft platzieren wollte, dass er vor allem über die Grünen nicht so denkt. So habe man sich zum Beispiel beim Thema Agrarpolitik auf ein Papier geeinigt, dass die Grünen jetzt wieder „aufmachen“. Außerdem wehrte sich der CSU-Politiker gegen den Vorwurf, die CSU blockiere Jamaika. „Wer das sagt, der ist bösartig“, so Scheuer.
Auf der Zielgeraden
Und dabei hatte der Tag - verbal zumindest - relativ gelassen begonnen. Man befinde sich jetzt, was die Sondierungen angeht, „auf der Zielgeraden“, sagten nahezu wortgleich der FDP-Parteivorsitzende Christian Lindner und CSU-Chef Horst Seehofer. Er, Lindner, sei gespannt, was jetzt zum Beispiel im Bereich der Bildung zu erreichen sei. CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt betonte, dass nun die Zeit für Lösungen gekommen sei.
"Die Zeit der Besinnungsaufsätze ist vorbei." CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt
Seine Partei erwarte jetzt konkrete Ergebnisse vor allem in den Bereichen innere Sicherheit und Entlastung von Familien. Gleichzeitig dementierte Dobrindt Meldungen von heute früh, wonach sich die Beteiligten bereits auf konkrete Beschlüsse im Verkehrs-Bereich geeinigt hätten. „Die Berichte sind falsch“, sagte er.
Verhandlungen in wechselnder Besetzung
Union, FDP und Grüne beraten bis zum heutigen Abend in wechselnder Konstellation. Während die Parteien seit dem Morgen in kleineren Delegationen über mehreren Themen berieten, sollten die Gespräche am späten Nachmittag in größerer Runde weitergehen - mit welchen Ergebnissen, ist zunächst offen.
Nächste Woche entscheidend
Viel Zeit bleibt den Verhandlungspartnern nicht mehr. Spätestens bis Ende der kommenden Woche müssen Union, FDP und Grüne ihre bisher eher unverbindlichen Papiere zu insgesamt zwölf Themenblöcken wie Europa, Finanzen, Klima und Bildung konkretisieren, um sie dann schon ersten Fraktions- und Partei-Gremien vorzulegen. Dann fällt auch die Entscheidung, ob aus den Sondierungen Koalitionsgespräche werden. Möglicherweise geht auch alles schneller. Das zumindest scheint FDP-Chef Lindner nicht auszuschließen. Es müsse nicht immer sein, dass man in den frühen Morgenstunden wisse, ob man zueinander komme oder nicht. Derzeit gilt nämlich noch ein Sondierungstreffen am Donnerstagabend kommender Woche als entscheidend.