Die Affäre um den Giftanschlag auf den russischen Ex-Agenten Sergej Skripal in England hat die Vereinten Nationen erreicht. Russland hat in einer Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates abermals alle Vorwürfe zurückgewiesen.
Der britische Vize-UN-Botschafter Jonathan Allen warf Moskau einen Verstoß gegen die Chemiewaffenkonvention vor. Denn Russland habe das Nervengift Nowitschok nicht deklariert, als es die Organisation für das Verbot Chemischer Waffen über die Zerstörung seiner Chemiewaffenbestände informiert habe. Diese Tatsache allein solle jegliches russisches Argument negieren, dass wohl ein anderes Land für die Attacke auf Skripal verantwortlich sei.
Russland sieht Verdächtige anderswo
Der russische UN-Botschafter Wassili Nebensja sagte, die britische Premierministerin Theresa May sorge für eine hysterische Atmosphäre. Man bemühe sich aber um eine gemeinsame Untersuchung der giftigen Substanz, weil, so Nebensja wörtlich - "wir höflich sind". Der Ex-Spion Skripal sei für Russland keine Bedrohung mehr gewesen, sagte er weiter. Und überhaupt wurde ein Attentat seinem Land kurz vor der Präsidentschaftswahl und der Ausrichtung der Fußballweltmeisterschaft im Sommer nichts bringen. "Mir kommen aber eine Reihe von Ländern in den Sinn, die sehr wohl von diesem Vorfall profitieren - und davon, Russland zu beschuldigen", fügte er hinzu.
Die USA gaben London bei der Sitzung demonstrativ Rückendeckung. Mays Entscheidung, 23 russische Diplomaten auszuweisen, sei eine gerechte Antwort. Der französische Vertreter im Sicherheitsrat vermied es dagegen, Russland als Drahtzieher des Giftanschlags zu bezeichnen.