Ein Laster steht in einem Frachtschiff und lässt durch links und rechts geöffnete Klappen Getreide ab.
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Das Getreide-Abkommen zwischen der Ukraine und Russland ist verlängert - wenige Stunden bevor es ausgelaufen wäre.

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Ukraine und Russland verlängern Getreideabkommen

Das Abkommen zwischen der Ukraine und Russland, das die Ausfuhr von Getreide aus den ukrainischen Schwarzmeerhäfen möglich macht, ist verlängert - wenige Stunden bevor es ausgelaufen wäre. Wie lange es gilt, darüber gibt es unterschiedliche Angaben.

Russland und die Ukraine haben sich auf eine Verlängerung des Getreideabkommens geeinigt. Das teilten am Samstag die Vereinten Nationen und der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan mit, ohne sich allerdings zur Dauer der Verlängerung zu äußern. Ohne die Einigung wäre die Regelung, die die Lieferung von Getreide aus der Ukraine in Länder in Afrika, im Nahen Osten und Asien ermöglicht, am Sonntag ausgelaufen.

Dauer des verlängerten Abkommens unklar: 60 oder 120 Tage?

Die Vereinten Nationen, die Türkei und die Ukraine wollten die Vereinbarung um etwa vier Monate verlängern, Russland nur halb so lang. Der stellvertretende ukrainische Ministerpräsident Oleksandr Kubrakow twitterte, die Vereinbarung sei um 120 Tage verlängert worden. Die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, sagte dagegen der russischen Nachrichtenagentur Tass, Moskau habe einer Verlängerung der Vereinbarung um 60 Tage zugestimmt.

Die Ukraine und Russland haben mit den Vereinten Nationen und der Türkei zwei separate Abkommen unterzeichnet, um die Ausfuhr von Lebensmitteln aus der Schwarzmeerregion zu ermöglichen. Die beiden Länder sind wichtige Lieferanten von Weizen, Gerste, Sonnenblumenöl und anderen Nahrungsmitteln, auf die Entwicklungsländer angewiesen sind.

Getreide-Abkommen laut UN ein Erfolg – Russland ist unzufrieden

Die Vereinten Nationen bedankten sich bei der Türkei für die diplomatische und organisatorische Unterstützung. Ein Sprecher von UN-Generalsekretär António Guterres, Stéphane Dujarric, teilte mit, im Rahmen der Initiative seien 25 Millionen Tonnen Getreide und Lebensmittel in 45 Länder transportiert worden. Das habe dazu beigetragen, die weltweiten Lebensmittelpreise zu senken und die Märkte zu stabilisieren. "Wir halten an beiden Abkommen fest und fordern alle Seiten auf, ihre Anstrengungen zu verdoppeln, um sie vollständig umzusetzen", sagte Dujarric.

Die UN und die Türkei hatten die Einigung zwischen Russland und der Ukraine im Juli vermittelt. Danach kann die Ukraine Getreide und Düngemittel über drei ihrer Schwarzmeerhäfen exportieren. Nach 120 Tagen wurde das Abkommen im November schon einmal verlängert. Die Regierung in Moskau zeigte sich unzufrieden damit, dass ein paralleles Abkommen, das die Ausfuhr von russischem Getreide und Dünger ermöglichen soll, nicht wie gewünscht funktioniert.

Krieg in der Ukraine trieb Lebensmittelpreise auf Rekordhoch

Russland hatte nach Beginn seines Angriffskrieges am 24. Februar 2022 monatelang ukrainische Getreideausfuhren blockiert. Der Krieg ließ die Lebensmittelpreise im vergangenen Jahr auf ein Rekordhoch steigen und trug zu einer weltweiten Nahrungsmittelkrise bei, die auch mit den anhaltenden Auswirkungen der Corona-Pandemie und Dürren zusammenhing. Inzwischen sind die Preise zwar wieder gesunken, dennoch führte die Krise nach UN-Angaben dazu, dass schätzungsweise 345 Millionen Menschen von Ernährungsunsicherheit betroffen sind.

Russland klagt zwar über fehlende Exportmöglichkeiten für seine Dünger, verkaufte aber nach einer Rekordernte riesige Mengen Weizen auf dem Weltmarkt. Zahlen des Finanzdatenanbieters Refinitiv zeigen, dass sich die russischen Weizenexporte im Januar mit 3,8 Millionen Tonnen mehr als verdoppelten im Vergleich zum Vorjahresmonat, also vor dem Angriff auf die Ukraine.

Zu wenige Inspektionen: Schiffe stauen sich

Das Getreideabkommen sieht vor, dass Vertreter der UN, Russlands, der Ukraine und der Türkei die Schiffsladungen kontrollieren, um sicherzustellen, dass tatsächlich nur Lebensmittel und keine Waffen an Bord sind. Diese Inspektionen gingen seit ihrem Beginn im September stark zurück, inzwischen hat sich ein Stau der zu kontrollierenden Schiffe gebildet. Westliche Kritiker werfen Moskau vor, die Inspektionen bewusst hinauszuzögern. Die russische Regierung bestreitet das.

Mit Material von AP und dpa.

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