"Zuerst muss ich nach Moskau gehen, zuerst muss ich Putin treffen", ist Papst Franziskus überzeugt.
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"Zuerst muss ich nach Moskau gehen, zuerst muss ich Putin treffen", ist Papst Franziskus überzeugt.

    Ukraine-Krieg: Papst will Putin in Moskau treffen

    Zuletzt hat sich Papst Franziskus dazu geäußert, warum er nicht in die Ukraine reisen möchte. Nun hat er bekannt gegeben, dass er sich seit Längerem bei Russlands Präsidenten Wladimir Putin um ein Treffen bemüht. Bisher habe der Kreml "keine Zeit".

    Papst Franziskus versucht offenbar schon seit längerem, zu Wladimir Putin nach Moskau zu reisen, um den russischen Präsidenten von einer Beendigung des Krieges in der Ukraine zu überzeugen. Im Interview mit der italienischen Zeitung "Il Corriere della Sera" sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche, er habe dem russischen Präsidenten seine Besuchsabsichten schon Mitte März mitteilen lassen, aber bisher keine Antwort erhalten.

    "Ich fürchte, dass Putin diese Begegnung im Moment weder machen kann, noch will", so der Papst. Trotzdem frage man weiter nach.

    Ukraine- oder Russland-Besuch? "Zuerst muss ich nach Moskau"

    Dagegen ließ Franziskus bereits Ende April wissen, dass er keinen Besuch in der Ukraine plane. Das bekräftigte der Papst nun erneut. "Ich spüre, dass ich nicht gehen sollte. Zuerst muss ich nach Moskau gehen, zuerst muss ich Putin treffen", so Franziskus in dem Interview.

    Dass der Papst Moskau gegenüber Kiew vorzieht, kritisiert die Russland-Expertin und katholische Theologin Regina Elsner vom Berliner Zentrum für Osteuropa- und internationale Studien (ZOIS): "Seine Priorität, zuerst nach Moskau und erst dann nach Kiew zu wollen, wiederholt die Missachtung der Souveränität der Ukraine und muss den Ukrainerinnen und Ukrainern, die ihn seit Wochen einladen, wie Hohn vorkommen."

    Franziskus teilt in dem Interview indessen mit, dass er just am ersten Tag des Krieges den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj angerufen habe. "Putin hingegen habe ich nicht angerufen." Stattdessen habe er den russischen Botschafter am Heiligen Stuhl aufgesucht, um mit "einer klaren Geste" zu sagen: "Bitte aufhören!" Nach zwanzig Kriegstagen habe er Putin schließlich über Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin von seinen Besuchsabsichten wissen lassen. "Wir haben noch keine Antwort erhalten und beharren weiterhin darauf", so Franziskus. Er rechne allerdings nicht damit, dass Putin aktuell zu einem solchen Treffen bereit sei.

    Papst an Putin-nahen Patriarchen: "Wir sind keine Staatskleriker"

    Allerdings sei er nur ein Priester, der lediglich tue, was ein Priester tun könne. Nach eigener Aussage redete er auch dem russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill I. entsprechend ins Gewissen, der für seine Nähe zum russischen Präsidenten international wie ökumenisch in der Kritik steht. Franziskus erzählt von einem Zoom-Gespräch mit dem russisch-orthodoxen Kirchenoberhaupt, in dem er ihm im März gesagt habe:

    "Wir sind keine Staatskleriker und dürfen nicht die Sprache der Politik, sondern müssen die Sprache Jesu sprechen. Der Patriarch kann sich nicht zum Ministranten Putins machen." Papst Franziskus

    Auf die Frage, ob der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. Putin bewegen könne, die Tür zu öffnen, schüttelte der Papst nach Angaben der Zeitung den Kopf. 40 Minuten lang habe er mit Kyrill gesprochen, so Franziskus. Die ersten 20 Minuten habe dieser mit einer Karte in der Hand die Gründe des Krieges erklärt. Franziskus habe ihm daraufhin erwidert, davon "überhaupt nichts" zu verstehen.

    Einerseits also das Bestreben des Papstes, den Kreml-Chef persönlich zu treffen – andererseits die Mahnung an den Patriarchen, dass beide keine Politiker seien: Eine Spannung im Verhalten des Papstes, meint Russland-Expertin Regina Elsner: "Der Wunsch, mit Putin zu sprechen, hebt seine Pläne aus dem ökumenischen Kontext auf die diplomatische Ebene, gleichzeitig bezeichnet er sich als einfacher Priester – das passt nicht gut zusammen."

    Unklare Haltung über Waffenlieferungen in die Ukraine

    Ohne ein Recht auf Selbstverteidigung grundsätzlich in Frage zu stellen, wiederholte der Papst seine Zweifel an Waffenlieferungen an die Ukraine: "Ich weiß nicht, wie ich antworten soll, ich bin zu weit entfernt von der Frage, ob es gerechtfertigt ist, die Ukrainer zu beliefern."

    Es sei klar, dass dort Waffen ausprobiert würden. Die Russen wüssten nun, dass ihre gepanzerten Fahrzeuge wenig nützten "und denken schon an andere Dinge". Kriege würden geführt, um Waffen zu testen, die man produziert habe. In dem Gespräch verglich der Papst unter anderem die Brutalität in der Ukraine mit jener beim Völkermord in Ruanda 1994.

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