Trump war ein Präsident, der per Twitter regierte: per Kurznachrichtendienst feuerte er Mitarbeiter, begnadigte Freunde oder verkündete wichtige politische Entscheidungen. Damit ist nun Schluss. Twitter hat den @realDonaldTrump dauerhaft gesperrt. Auch das Konto seines Wahlkampfteams wurde gesperrt.
Twitter sei für ihn so etwas wie eine "Schreibmaschine", das hatte US-Präsident Donald Trump 2019 in einem Interview mit Fox News gesagt. Tatsächlich war der Kurznachrichtendienst Trumps wichtigstes Sprachrohr und Draht zu seinen Anhängern. Mehr als 88 Millionen Follower hatte Trump auf seinem privaten Account @realDonaldDrump, doch dort findet man seit Freitag nur noch den Accountnamen und den Hinweis darauf, dass das Profil gesperrt wurde. Als Grund hieß es, dass Risiko zu weiterer Anstiftung zu Gewalt sei zu hoch.
Der Twitter-Account von Donald Trump.
Brian Stelter, Social-Media Experte beim Nachrichtensender CNN betonte, dass Twitter vor allem in die Zukunft blicke: Twitter denke nicht nur an die Vergangenheit, sondern die Zukunft. Es gebe die nächsten Tage und Woche große Sorge über weitere Ausschreitungen.
"Es ist das erste Mal, dass ein so mächtiger Politiker von Twitter gesperrt wurde." Brian Stelter, CNN
Angst vor Angriff auf Vereidigungszeremonie Bidens
Zuletzt hatte Trump unter anderem getweetet, dass er selbst nicht an der Vereidigungszeremonie von Joe Biden zum neuen Präsidenten teilnehme. Bei Twitter gab es offenbar Sorge, dass dieser Hinweis als Ermutigung dienen könnte, dass die Vereidigung ein "sicheres" Ziel sei, weil Trump selbst dort nicht anwesend sein wird.
Trump reagiert empört
Trump reagierte auf die Sperre von Twitter indem er dem Unternehmen vorwarf, die Redefreiheit einzuschränken. Die Kritik ist nicht neu: auch Facebook und Instagram unterdrückten nach Trumps Ansicht die Meinung und Präsenz konservativer Stimmen.
Trumps Sohn Donald Trump Jr. schrieb auf Twitter: "Redefreiheit existiert nicht mehr in Amerika. Sie starb mit den großen Tech-Unternehmen, und was übrig ist, ist nur noch für ein paar Auserwählte da."
Mikroblogging-Seite Parler könnte neue Trump-Heimat werden
Die große Frage sei, wo Trump und seine Anhänger als nächstes hinwanderten, meint CNN Reporter Donie O' Sullivan. Es gebe andere Plattformen mit geringerer Reichweite – "wie Parler, die Hassrede zulassen, alle Arten gewalttätiger Rhetorik, wo es keine Regeln gibt." Das werde eine große Herausforderung.
"Wir haben gesehen, wie schwer es Facebook und Twitter gefallen ist irgendwelche Regeln für Trump aufzustellen, bis zu dieser Woche." Donie O'Sullivan, CNN
Trump zieht eigene Plattform in Betracht
Über Journalisten im Weißen Haus ließ Trump bereits ausrichten, dass er mit mehreren anderen Webseiten in Verhandlung stehe und auch den Aufbau einer eigenen Plattform in der nahen Zukunft in Betracht ziehe.
Google und Apple schränken Parler ein
Tech-Konzerne wie Apple und Google reagierten am Freitag mit eigenen Maßnahmen gegenüber Trump-Anhängern auf der als rechts geltende Mikroblogging-Seite Parler. Google bietet die App derzeit nicht mehr zum herunterladen an, Apple warnte die Betreiber von Parler, dass sie binnen 24 Stunden die Moderationsregeln verbessern und Inhalte löschen sollten, die sich auf Angriffe auf Personen oder staatliche Einrichtungen jetzt oder zu einem späteren Zeitpunkt beziehen.
Trump-Tweet auf US-Präsidentenaccount gelöscht
Trump bleibt theoretisch noch ein anderer Twitter Account: das Profil @POTUS, der offizielle US-Präsidentenaccount. Eine Nachricht, die er am Freitag von dort verschickte, wurde allerdings ebenfalls gelöscht. Auf ein anderes Konto auszuweichen, um der Sperrung zu entgehen, sei gegen die Regeln, stellte Twitter klar.
Bis zum 20. Januar steht der Präsidentenaccount allerdings noch der Trump-Administration zu Verfügung, danach übernimmt Joe Biden.
Twitter hat das Konto von Donald Trump dauerhaft gesperrt. In den USA wird darüber diskutiert, ob der Schritt elf Tage vor Ende der Amtszeit nicht ein wenig spät kommt.