Bisher hat der TÜV bei der Abgasuntersuchung einfach voll auf die Elektronik der Autokonzerne vertraut. Bei Autos ab Baujahr 2006 wurde nur noch der eingebaute Fehlerspeicher ausgelesen, anstatt wirklich zu messen, was aus dem Auspuff herauskommt. Das ändert sich jetzt: Es wird bei allen Autos wieder gemessen. Die Plakette kostet dadurch um die zehn Euro mehr. Was der ADAC kritisiert - viele Autofahrer aber verschmerzbar finden.
Stickoxide werden nicht gemessen
Gerd Lottsiepen vom umweltorientierten Verkehrsclub Deutschland findet es gut, dass die Abgaswerte jetzt wieder wirklich nachgemessen werden - aber:
"Bei der jetzt vorgesehenen Endrohrmessung werden die Stickoxide, die uns gerade besonders interessieren, überhaupt noch nicht mit gemessen." Gerd Lottsiepen, Verkehrspolitischer Sprecher des VCD
Das stimmt, sagt Wilhelm Oberfranz von der Prüforganisation DEKRA - die nötigen Messinstrumente seien noch zu teuer.
"Sie müssen in einem Schnellverfahren die Abgaswerte überprüfen. Aber diese Werte, die wir jetzt neu prüfen, zeigen uns schon, ob das Gesamtsystem noch in Ordnung ist." Wilhelm Oberfranz, DEKRA München
Rund eine Million Autos mit Mängeln unterwegs
Es gibt Fälle mit billigen Austauschkatalysatoren, die von vornherein nicht funktionieren - oder Rußfilter, die einfach ausgebaut sind - und die fahrzeugeigenen Diagnosegeräte zeigen das nicht an. Die Rede ist von einer Million Fahrzeugen auf deutschen Straßen, die mit Mängeln in der Abgasreinigung unterwegs sind.
Jürgen Resch von der Deutschen Umwelthilfe allerdings zweifelt daran, dass die jetzt vorgeschriebenen Tests diese Stinker aus dem Verkehr ziehen werden – er hält das Gesetz für zu lasch:
"Also, es wird sicher den einen oder anderen geben, den man jetzt erwischen wird. Aber es werden zu wenige sein. Wir werden auch Tests machen und mit präparierten Fahrzeugen, die ganz offensichtliche Fehlfunktionen haben, zeigen, dass die dennoch durch die Prüfungen kommen." Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer Deutsche Umwelthilfe
2019 werden bestimmte Grenzwerte halbiert
Immerhin ist schon jetzt klar, dass die beim TÜV zulässigen Grenzwerte für Abgastrübung und Kohlenmonoxid im kommenden Jahr halbiert werden. Ab 2021 dann soll ein neues Messverfahren für Feinstaub kommen. Wilhelm Oberfranz von der DEKRA findet das richtig:
"Wenn Mängel vorhanden sind, dann gehören sie auch repariert. Wir sehen ja oft Fahrzeuge, die hinten eine große Rußwolke raushauen. Aber ich glaube, es wäre uns allen lieb, wenn wir diese Rußwolken nicht hätten." Wilhelm Oberfranz, DEKRA München
Ungefähr fünf bis sieben Prozent der Fahrzeuge fallen bei der DEKRA durch, wenn die Abgasuntersuchung wirklich am Auspuff stattfindet. Manchmal reicht es, den Motor nur besser einzustellen, manchmal ist ein neuer Katalysator oder Rußfilter fällig.