Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu hat Vorwürfe des Grünen-Politikers Cem Özdemir gegen seine Delegation bei der Münchner Sicherheitskonferenz zurückgewiesen. "Sie sind nicht wahr, sie sind erfunden", sagte er vor Journalisten. "Er (Özdemir) lügt."
Der Grünen-Bundestagsabgeordnete übernachtete im Hotel der türkischen Delegation und erhielt dafür Polizeischutz. Er führte das darauf zurück, dass Mitglieder der Delegation von Cavusoglu und Ministerpräsident Binali Yildirim sich über ihn bei der Polizei beschwert hätten. In einem Bericht der "Welt am Sonntag" hieß es, die Delegationsmitglieder hätten Özdemir als "Terroristen" denunziert. Cavusoglu sagte, das sei nicht wahr. Man habe auch das Hotelmanagement dazu befragt und keine Hinweise auf solche Aussagen gefunden.
Türkische Außenminister wirft Özdemir "billige Taktik" vor
Cavusoglu warf dem früheren Grünen-Chef vor, sich wichtig tun zu wollen. "Das ist unerhört", sagte er. "Er verliert Einfluss und wird sogar in seiner eigenen Partei diskriminiert. Ich glaube, er will wieder populär, oder zumindest sichtbarer werden." Das sei eine "billige Taktik". Cavusoglu spielte darauf an, dass Özdemir viele Jahre Parteichef war und nach seinem Rückzug aus diesem Amt auch in der Bundestagsfraktion keine Führungsfunktion mehr bekommen hat.
Auf Nachfrage des Bayerischen Rundfunks bestätigte die Münchner Polizei, dass im Rahmen der Sicherheitskonferenz eine Vielzahl von Personen polizeiliche Schutzmaßnahmen in unterschiedlicher Intensität erhalten haben. "Darunter auch Herr MdB Cem Özdemir". Zu Hintergrund und Umfang der Schutzmaßnahme könne allerdings keine Auskunft gegeben werden, hieß es.
Vorwürfe gegen Özdemir und Yücel
Cavusoglu nannte zudem Özdemir und den gerade aus türkicher Haft freigelassenen Journalisten Deniz Yücel in einem Atemzug und sagte über die beiden Deutschtürken: "Ihr Ziel ist es, unsere bilateralen Beziehungen zu ruinieren. Wir sollten es ihnen nicht erlauben, unsere bilateralen Beziehungen als Geisel zu nehmen."
Özdemir legte derweil in einem Interview mit der "Rheinischen Post" nach und gab der Bundesregierung eine Mitschuld am Verhalten der türkischen Delegation. In Berlin solle man sich fragen, ob das Schönreden der Situation in Ankara nicht zu einem solchen Verhalten beitrage. Es sei "bizarr, einem Geiselnehmer wie Erdogan noch zu danken", wenn er eine seiner Geiseln nach einem Jahr freilasse.
Die Türkei hat am Freitag den deutschen Journalisten Yücel auf freien Fuß gesetzt, der vorher ein Jahr ohne Anklage im Gefängnis gesessen war.