Nach dem chaotischen G7-Gipfel in Kanada Anfang Juni gab es auch dieses Mal Befürchtungen vor Donald Trumps Umgang mit den westlichen Verbündeten. Der US-Präsident lieferte erneut. Bereits vor Beginn des NATO-Gipfels in Brüssel erklärte Trump: "Deutschland ist ein Gefangener Russlands". Die Bundesrepublik stehe vollkommen unter der Kontrolle Moskaus. Das erklärte Trump bei einem Treffen mit NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg.
Unbehagen über Nord Stream 2
Anlass für die Aussage ist der geplante Bau der Gaspipeline Nord Stream 2. Die erste Nord-Stream-Pipeline transportiert bereits heute russisches Erdgas durch die Ostsee nach Deutschland. Nord Stream 2 soll parallel zur bestehenden Pipeline gebaut werden. Kritiker befürchten, dass der Bau die Abhängigkeit von russischem Gas erhöht. Länder wie Estland oder Ukraine forderten bereits einen Stopp des Baus, nun kommentierte Trump erneut diesen Gas-Deal mit Russland.
Wieder Kritik an Deutschland
Es ist nicht das erste Mal, dass sich Trump in deutsche Belange einmischt. Erst Mitte Juni verkündete er auf Twitter, dass die deutsche Bevölkerung sich gegen die Bundesregierung stellen würde . Grund sei die angeblich ansteigende Kriminalität als Folge der Flüchtlingskrise. Tatsächlich ist Kriminalität in Deutschland 2017 auf ein 25-Jahres-Tief gefallen .
Zudem mahnt der US-Präsident immer wieder an, dass Deutschland seine Militärausgaben erhöhen müsse. Deutschland schulde der NATO "enorme Geld-Summen", verkündete er im März ebenfalls auf Twitter. Auch einen Truppenabzug aus Deutschland ließ Trump offenbar prüfen.
Trump in den USA wegen Russland unter Druck
Dass ausgerechnet Trump Deutschland zu enge Verbindungen mit Russland vorwirft, dürfte den USA teilweise mit Erstaunen zur Kenntnis genommen werden. Laut Erkenntnissen der US-Geheimdienste hat Russland die Wahl 2016 massiv beeinflusst. Seit über einem Jahr untersucht Sonderermittler Robert Mueller die Einmischung Russlands in die Präsidentenwahl. Zahlreiche Vertraute Trumps wurden entweder verhaftet oder stehen im Verdacht, mit Russland Absprachen getroffen zu haben. Trump hat die Untersuchung stets als "Hexenjagd" diskreditiert.