Seit einer Woche ist Deutschland wegen der hohen Corona-Infektionszahlen wieder im Teil-Lockdown: Private Treffen sind nur mit maximal einem weiteren Haushalt erlaubt, Kultur- und Freizeiteinrichtungen sowie Gaststätten sind geschlossen, es gelten Beherbergungs- und Alkoholverbote.
Auch wenn die aktuell geltenden Einschränkungen im Vergleich zu den Maßnahmen im Frühjahr ein Stück weit lockerer sind - sowohl Geschäfte als auch Schulen und Kitas sind weiterhin offen - so regt sich doch bei einigen Menschen Widerstand gegen die Einschränkungen.
Rund 20.000 Demonstranten in Leipzig
Offenkundig wurde dieser Widerstand heute wieder in Leipzig. Verteilt in der ganzen Stadt gab es dort heute verschiedene Kundgebungen, bei denen nach Angaben der Polizei insgesamt rund 20.000 Menschen aus ganz Deutschland gegen die Corona-Maßnahmen protestiert und deren Aufhebung gefordert haben.
Zentrale Veranstaltung: Die Demonstration der Initiative "Querdenken" auf dem Leipziger Augustusplatz. Diese hat die Polizei nach gut zweieinhalb Stunden aber aufgelöst. Als Begründung nennt die Stadt "Verstöße gegen die Auflagen" der Demo.
Zugelassen zur Demo waren eigentlich nur 16.000 Teilnehmer. Mund-Nasen-Bedeckungen wurden laut Stadt nur vereinzelt getragen, der vorgeschriebene Mindestabstand sei außerdem meist nicht eingehalten worden.
Juristisches Tauziehen bereits im Vorfeld
Wegen des großen Zulaufs wurde die Versammlungsfläche der "Querdenken"-Kundgebung am Mittag deutlich erweitert. Menschen saßen auf Picknickdecken und Klappstühlen auf der Straße. Einige sangen oder meditieren, während Tausende zur Demonstration strömen. Unter ihnen Familien mit Säuglingen, Schüler, Studenten. Auch mutmaßliche Rechtsextremisten mischten sich unter die Massen.
Vorausgegangen war der Kundgebung ein juristisches Tauziehen. Das Oberverwaltungsgericht (OVG) Bautzen hatte die Kundgebung in der City erst am Samstagmorgen genehmigt. Die Stadt Leipzig hatte der "Querdenken"-Bewegung aus Infektionsschutzgründen eigentlich einen Platz an der Neuen Messe zuweisen wollen, außerhalb des Zentrums.
Das Verwaltungsgericht Leipzig hatte dies bestätigt, das OVG entschied aber anders, sodass die Demo letztendlich doch in der Leipziger Innenstadt stattfinden konnte.
Polizei verhinderte Aufeinandertreffen mit Gegendemonstranten
Neben den Gegnern der Corona-Regelungen demonstrierten auch einige Maßnahmen-Befürworter am Nachmittag in Leipzig. Unter anderem das Bündnis "Leipzig nimmt Platz" hatte zu Gegenprotesten aufgerufen.
Die Polizei war mit einem Großaufgebot vor Ort. Immer wieder mussten die Beamten wegen kleinerer Zusammenstöße eingreifen. Als Teilnehmer der "Querdenken"-Demonstration die Gegenproteste auf dem Weg zur Kundgebung passierten, stellte sich die Polizei zwischen die Parteien.
Ausschreitungen bei Auflösung der Demo
Insgesamt sei die Demonstration gegen die Corona-Politik der Bundesregierung friedlich verlaufen, sagt Olaf Hoppe von der Leipziger Polizei. Als die Stadt die Versammlung auflöste, kippt die Stimmung allerdings.
Nur schleppend kamen die Teilnehmer dem nach. Tausende widersetzten sich dem Appell der Beamten und marschierten nach dem offiziellen Ende am Samstagabend auf dem Innenstadtring. Die Polizei versuchte die abziehenden selbst ernannten Querdenker von einigen Hundert Gegendemonstranten fernzuhalten und ihren Abmarsch zu kanalisieren. Dabei kam es zu einzelnen Schlägereien zwischen Teilnehmern und Gegendemonstranten.
Böller, Raketen und Rauchtöpfe wurden gezündet, Gegenstände flogen. Einige der Demonstranten skandierten "Frieden Freiheit, keine Diktatur" und "Merkel muss weg". Im Bereich des Hauptbahnhofes sei eine Sperre geöffnet worden, teilte die Polizei auf Twitter mit. "Teilnehmer der ehemaligen Versammlung führen einen von der Versammlungsbehörde als verbotenen einklassifizierten Aufzug durch."
Übergriffe auf Polizei und Journalisten
Auf Twitter berichtete die Polizei auch von Übergriffen auf Beamte: "Wiederholt werden Einsatzkräfte in #Leipzig attackiert. Unterlassen Sie das Zünden von Pyrotechnik und den Bewurf mit Gegenständen!" Gegen Straftäter werde man konsequent vorgehen.
Angriffe gab es auch auf die Presse: Die Journalistengewerkschaft DJU meldete am Abend mindestens 32 Attacken auf Reporter, die im Wesentlichen von "Querdenken"-Teilnehmern ausgegangen seien. Die Polizei bestätigte, dass Journalisten angegriffen wurden und bat diese, sich zu melden.
In Leipzig hat die Polizei eine Demonstration von 20.000 Kritikern der Corona-Maßnahmen aufgelöst. Viele Teilnehmer hielten sich nicht an die von den Behörden vorgeschriebenen Auflagen, wie zum Beispiel das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung.
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