Tennis-Ikone Boris Becker ist aus britischer Haft entlassen worden und nach Deutschland ausgereist. Das teilte sein Anwalt Christian-Oliver Moser am Donnerstag mit. "Damit hat er seine Strafe verbüßt und ist in Deutschland keinerlei strafrechtlichen Restriktionen unterworfen." Von weiteren Nachfragen bitte er "aus Gründen des Schutzes der Privatsphäre" abzusehen. Becker profitiere von einem Verfahren, das den Druck auf die überfüllten britischen Gefängnisse lindern soll.
Nur gut sieben Monate Haft verbüßt
Becker war zu einer Freiheitsstrafe von zweieinhalb Jahren verurteilt worden. Nun kommt er nach gut sieben Monaten in Haft auf freien Fuß. Ihm waren in seinem seit 2017 laufenden Insolvenzverfahren Vergehen zur Last gelegt worden. Dabei ging es um eine vermeintliche Nicht-Offenlegung von Besitztümern und die Verschleierung von Schulden. Becker hatte dem stets widersprochen.
Großes Interesse an Beckers Schicksal
Was Beckers in wiedergewonnener Freiheit vorhat, ist noch nicht bekannt. Aber das Interesse an seiner Geschichte ist enorm. Der Streamingdienst Apple+ kündigte eine zweiteilige Dokumentation an und zeigte erste Impressionen. Darin spricht Becker mit stark geröteten Augen offenbar kurz vor Bekanntgabe des Strafmaßes im April in die Kamera. "Ich habe meinen Tiefpunkt erreicht", sagt Becker mit brüchiger Stimme: "Ich weiß nicht, wie ich damit umgehe. Ich werde mich dem stellen und mich nicht verstecken oder weglaufen."
Über die Doku hinaus halten sich Gerüchte, Becker, der 1985 mit seinem Wimbledon-Triumph als 17-Jähriger Millionen Fanherzen eroberte, wolle sich in einem größeren TV-Interview äußern. Vor dem schweren Einschnitt hatte er als Fernseh-Experte für Eurosport und die britische BBC gearbeitet. Sein Amt als Head of Men's Tennis im Deutschen Tennis Bund hatte der Leimener Ende 2020 aufgegeben. DTB-Vizepräsident Dirk Hordorff kündigte jedoch bereits an, dass sich der Verband ein Engagement des einstigen Stars vorstellen kann. "Die Türen beim DTB stehen Boris Becker immer offen", sagte Hordorff.
Becker kann Großbritannien wohl vorerst nicht mehr betreten
Zuletzt hatten sich die Berichte aus England gemehrt, dass eine Abschiebung des sechsmaligen Grand-Slam-Siegers nach Deutschland noch vor Weihnachten vollzogen werden könnte.
- Zum Artikel: "Rätselraten um Abschiebung von Boris Becker"
Nach London, Beckers Wahlheimat seit 2012, kann er laut Informationen britischer Medien aller Voraussicht nach zunächst nicht mehr reisen. Erst nach Ablauf seiner gesamten Strafe könne sich der dreimalige Wimbledonsieger für eine Aufenthaltsgenehmigung als Gast bewerben.
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