Versammlung des Synodaler Wege in Frankfurt
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Versammlung des Synodaler Wege in Frankfurt

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Synodaler Weg: Reformsprung fast verstolpert

Drei Tage rangen die Teilnehmer des Synodalen Wegs um mehrere Abschlusstexte. Nach der Enttäuschung über den abgelehnten Grundtext zur Sexualmoral konnten doch noch wichtige Reformvorschläge erfolgreich verabschiedet werden. Eine Analyse.

Es erinnert ein wenig an das Bild eines Weitspringers: Nach dem Aufwärmen und einem weiten Anlauf gerät der Athlet in den letzten Metern vor dem Sprungbalken ins Stolpern und verfehlt damit einen weiten Sprung.

So ähnlich mussten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer beim Synodalen Weg in Frankfurt gefühlt haben: Zweieinhalb Jahre lang bereiten sie in vier verschiedenen Foren dringende Reformvorschläge für die katholische Kirche vor, dann fällt das erste Abschlusspapier zur Erneuerung der katholischen Sexualethik in der finalen Abstimmung wegen einer Sperrminorität von 21 Bischöfen so kurz vor dem Ziel durch.

Bischöfe als "Heckenschützen" bezeichnet

Und das, obwohl kurz vor der Abstimmung noch etliche Bischöfe für die Reformen geworben hatten. Die Zweidrittelmehrheit unter den 209 Anwesenden schien - bis auf mehrere Reformgegner aus bayerischen Bistümern – machbar. Das Ergebnis war wie ein Schock, ein Rückschlag für die Reformer um eine lang ersehnten Erneuerung der kirchlichen Lehre .

Verhütungsmittel sollten nicht mehr verurteilt werden, wiederverheiratete Geschiedene und Homosexuelle nicht mehr als Sünder gebrandmarkt werden und Sexualität allgemein sollte als Akt, der über Fortpflanzung hinausgeht, angesehen werden.

All das wäre ohnehin offiziell nach Rom zur Prüfung geschickt worden – also auch kein nationaler Alleingang. Doch eine ganze Reihe von Weihbischöfen und die geistlichen Würdenträger aus Passau, Eichstätt und Regensburg lehnten die Vorschläge ab. Von "Heckenschützen" war danach die Rede, von Bischöfen, die sich erst nicht an der Erarbeitung der Reformideen beteiligen und bei der Abschlussdiskussion schweigen, um kurz danach den roten Knopf ihrer Abstimmungsfernbedienung zu drücken.

Bischöfe stimmten sich fortan untereinander ab

Bei den weiteren Abstimmungen dann kam es zu Mehrheiten. Die Synodalversammlung stimmt einem Text zur Neubewertung von Homosexualität zu, auch die Bischöfe zogen mit. Im Antrag wird dem Papst empfohlen, gleichgeschlechtliche Liebe nicht mehr als Sünde zu betrachten und homosexuell veranlagte männliche Gläubige zur Priesterweihe zuzulassen.

Und dann ist da noch die Frauenfrage, ein weiteres heißes Eisen der katholischen Kirche. Das Abschlussdokument dieser Arbeitsgruppe fordert eine Öffnung der geistlichen Ämter für Frauen, etwa beim Diakonat oder dem Priesteramt. Und auch hier: Eine Mehrheit der Versammlung und auch der Bischöfe verabschiedet diesen wichtigen Reformtext.

Möglich war das durch eine neue Vorgehensweise: Die Bischöfe trafen sich fortan vor jeder Abstimmung kurz separat und besprachen vertraulich mögliche Bedenken. Ein Vorgehen, das auf dem Synodalen Weg eigentlich nicht vorgesehen war, da alle Argumente in der Gesamtversammlung besprochen und gelöst werden sollten.

Frauentext: Mindestens ein Ausrufezeichen in Richtung Rom

Der Synodale Text zur Rolle der Frau in der Kirche gilt als weltweit erstes offizielles Dokument, das sich für eine Öffnung der Weiheämter für Frauen ausspricht. Diese deutliche Positionierung der deutschen Kirche dürfte in Richtung Rom mindestens als ein Ausrufezeichen wahrgenommen werden. Denn das Frauen-Thema dürfte mitentscheidend sein für die Zukunft der katholischen Kirche.

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