Kardinal Reinhard Marx
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Marx will zur Segnung homosexueller Paare ermutigen

Der Synodale Weg der katholischen Kirche ist nicht am Ziel, aber an einem Abschluss angelangt. Ein Konsens: neue Segensfeiern für geschiedene und gleichgeschlechtliche Paare. Wie der Münchner Kardinal Marx das bewertet, erklärt er im BR24-Interview.

"Ich bin zufrieden", sagte der Münchner Kardinal Reinhard Marx nach dem Abschluss der letzten Versammlung des Synodalen Wegs zur Reform der katholischen Kirche an diesem Samstag im BR24-Interview im BR Fernsehen. Der Synodale Weg hatte in Frankfurt am Main unter anderem beschlossen, dass es in der katholischen Kirche in Deutschland zeitnah Segensfeiern für wiederverheiratet geschiedene und gleichgeschlechtliche Paare geben kann.

Diese Segensfeiern hätten in seinem Bistum zwar schon stattgefunden, sagt Marx. Das sei "natürlich etwas unterhalb der erlaubten Grenze" gewesen. Er habe dagegen allerdings nie etwas unternommen.

Gängige Praxis - jetzt mit bischöflichem Segen

Jetzt könnten die Segensfeiern auch öffentlich stattfinden und die katholische Kirche in Deutschland auch deutlich machen, dass Homosexuelle und wiederverheiratet Geschiedene zum Segen willkommen seien. Nun gehe es darum, Menschen zu ermutigen, "das zu tun". Er sei froh, dass das endlich geschehe.

Auf die Frage, ob Rom die Beschlüsse des Synodalen Wegs wieder kippen könne, antwortete Marx, der auch Erzbischof von München und Freising ist: "Natürlich müssen wir es in Gemeinschaft mit dem Heiligen Vater tun." Man werde nichts tun können, was gegen den direkten Willen des Papstes sei. Die Beschlüsse in Frankfurt bezeichnete er als Ausgangspunkt für einen weiteren Weg der Erneuerung der Kirche.

Neue Aufgabe für Frauen in der Kirche

Einen zweiten zentralen Punkt hob in der Abschlusserklärung Thomas Söding hervor - er ist Vizepräsident des Synodalen Weges und des Zentralkomitees der Katholiken: "In Deutschland werden auch Frauen predigen, in der Sonntagsmesse, nach dem Evangelium." Die Synodalversammlung wolle, dass sie Diakoninnen werden dürfen. "Die Gemeinden warten darauf. Sie warten auch auf Priester. Sie sehen, wie viele durch den Zölibat davon abgehalten werden, ihrer Berufung zu folgen."

Entsprechend weitgehende Überlegungen sind aus dem Vatikan indes nicht zu vernehmen - auch wenn Papst Franziskus am Tag der letzten Synodalversammlung auf der Vorstellung eines Buchs über "Frauen in Führungspositionen" erklärte, "Gott sei Dank" gebe es inzwischen viele engagierte Mitarbeiterinnen und auch weibliche Führungskräfte im Vatikan.

Bätzing: Synodaler Weg "kein zahnloser Tiger"

Mit einem Gottesdienst im Frankfurter Bartholomäus-Dom ist am Samstagnachmittag nach drei Jahren die fünfte und abschließende Synodalversammlung des Synodalen Weges der Kirche in Deutschland zu Ende gegangen. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, würdigte den Synodalen Weg als Erfahrungsraum, bei dem es darum gegangen sei, zu hören, zu diskutieren, zu ringen und auch zu entscheiden.

Der Synodale Weg sei kein zahnloser Tiger: "Gerade Papst Franziskus hat uns Bischöfe immer wieder ermutigt, unser Amt aktiv wahrzunehmen und aus den Bedürfnissen vor Ort heraus zu agieren. Aber selbstverständlich gibt es auch Beschlüsse und Themen, die wir nicht alleine, sondern nur im Konsens mit der Weltkirche weiterentwickeln können."

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