ICCT hatte Messdaten von Behörden und anderen Organisationen in Europa für insgesamt 541 Diesel-Pkw der Normen Euro 5 und 6 ausgewertet. Im Schnitt stoßen die Euro-6-Diesel auf der Straße demnach 4,5 mal mehr gesundheitsschädliches Stickoxid (NOx) aus, als die Norm vorgibt, 90 Prozent der Fahrzeuge reißen den Labor-Grenzwert auf der Straße.
Vorgehen nicht ilIegal
lllegal ist das nicht, da erst seit September in der EU für Neuzulassungen die Abgasnorm auch für den Ausstoß auf der Straße maßgeblich ist. Zudem dürfen die Stickoxid-Werte weiterhin um einen sogenannten Konformitätsfaktor über den Grenzwerten liegen. Allerdings gelten die teils drastischen Überschreitungen im Alltag als Grund dafür, dass die Luft in vielen Städten trotz immer strengerer Grenzwerte schmutziger ist, als die EU erlaubt. Gerichte könnten deswegen die Politik zu Fahrverboten zwingen.
"Die Ergebnisse bestätigen frühere Erkenntnisse, basieren nun aber auf einer sehr großen Anzahl an Fahrzeugtests und erlauben damit auch Rückschlüsse auf das durchschnittliche Emissionsverhalten einzelner Hersteller." Peter Mock, Geschäftsführer von ICCT in Europa
Die realen NOx-Emissionen einiger Euro-6-Fahrzeuge liegen demnach sogar unterhalb des Grenzwerts, während andere den Grenzwert um das Zwölffache überschreiten. Die 541 Diesel-Pkw repräsentieren 145 verschiedene Modelle.
Die ICCT-Forscher fordern für die Zukunft weitere unabhängige Tests unter realen Fahrbedingungen, die nicht nur den Ausstoß von Stickoxiden, sondern auch von CO2 unter die Lupe nehmen – und zwar von Autos, die Kunden oder Mietwagen-Firmen bereitstellen, nicht die Autobauer selbst.