Menschen kaufen in einem Supermarkt in Pamplona während des massiven Stromausfalls ein.
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Blackout in Spanien: Kein Netz, kein Geld, keine Kühlung

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Blackout in Spanien: Kein Netz, kein Geld, keine Kühlung

Blackout in Spanien: Kein Netz, kein Geld, keine Kühlung

Mega-Stromausfall in Spanien und Portugal: Nicht nur Züge und U-Bahnen wurden lahmgelegt, auch sonst standen die Menschen vor vielen Problemen: Denn Kühlungen, Kassensysteme, Drehkreuze und Bankautomaten funktionieren ohne Strom nicht.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3-Nachrichten am .

Kein Internet, kein WLAN, kein mobiles Netz, kein einziges Bit: Das war am Montag das erste Anzeichen, dass etwas nicht stimmen konnte. Dann die Meldung, dass der Laptop keinen Strom mehr hat und dringend angeschlossen werden muss. Doch der Laptop ist angeschlossen. Plötzlich fällt BR-Mitarbeiter Christian Schiffer auf, dass es recht dunkel ist im Zimmer, doch auch das Drücken des Lichtschalters hilft nicht – es bleibt dunkel. Spanien und Portugal erlebten am Montag einen massiven Blackout.

Menschen recken Handys in die Luft

In La Barceloneta, dem Viertel am Strand von Barcelona, mit all seinen Altbauwohnungen, da können in alten Gebäuden schon mal die Sicherungen durchbrennen. Doch langsam stehen alle Nachbarn auf den Balkonen. Sie strecken ihre Handys in die Höhe, in der verzweifelten Hoffnung, ein bisschen Netz zu ergattern.

Keine Kartenzahlung mehr möglich

"Das Problem betrifft offenbar das ganze Viertel", sagt ein Pakistani, der einen der vielen kleinen Supermärkte betreibt. Kartenzahlung sei nicht mehr möglich. Vor dem örtlichen Krankenhaus hat sich da schon ein erstes Kamerateam eingefunden. Die Kameraleute werden von den Bewohnern gelöchert, ob sie mehr wissen. So erfahren viele das erste Mal, dass der Strom nicht nur in La Barceloneta ausgefallen ist, sondern in ganz Spanien. Auch Frankreich und Portugal seien betroffen, heißt es. Doch verlässliche Informationen verbreiten sich nur langsam.

Menschen versammeln sich um Autoradios

Kein Wunder: Es gibt kein Internet, Fernsehapparate brauchen Strom, ebenso Radios. Was bleibt, ist die Flüsterpost und Autoradios. Manche Bewohner funktionieren ihre Autos zu kleinen Informationsinseln um, aus denen in voller Lautstärke das aktuelle Radioprogramm schallt.

Das Krankenhaus ist einer der wenigen Orte, an denen das Internet noch funktioniert. Einen Kommentar, ob und falls ja wie der Stromausfall die Patientenversorgung beeinträchtigt, will man hier nicht abgeben.

Kein Strom für den Ofen

Was auf jeden Fall beeinträchtigt wird, ist die Wirtschaft. Zahlungen in einer Bäckerei sind nur noch mit Bargeld möglich. Gema, die Inhaberin schreibt alle Einnahmen in ein großes Buch, um diese ins Kassensystem zu übertragen, sobald der Strom wieder da ist. "Wir können die Sandwiches verkaufen, die wir vorbereitet haben, aber wir können keine neuen machen, weil der Ofen aus ist", erzählt sie. Sobald alles abverkauft ist, werde man schließen.

Geschlossen hat da schon längst das örtliche Fitnessstudio, viele der Geräte dort benötigen Strom. Außerdem geht das Drehkreuz nicht. Aus demselben Grund müssen auch alle Parkhäuser schließen, schließlich braucht auch eine Schranke Strom, ebenso wie die Bezahlsysteme.

Kühlung ausgefallen – wie lange halten die Lebensmittel?

Konditorin Katarina zeigt auf eine Vitrine: "Bislang habe ich kein Geld verloren, aber wenn die Kühlung noch länger ausfällt, werden meine Kuchen ungenießbar und dann verliere ich wirklich Geld." Genauso geht es einer Fischhändlerin. Gleich nach dem Stromausfall schloss sie ihren Laden. "Das wird finanziell ein furchtbarer Tag werden."

Inzwischen normalisiert sich nach dem massiven Stromausfall die Lage für die Menschen auf der Iberischen Halbinsel langsam wieder. Ministerpräsident Pedro Sánchez hat in einer Fernsehansprache eine Rückkehr zum Normalzustand am Dienstag in Aussicht gestellt.

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Wenn die Kühlung ausfällt, haben viele Lebensmittelläden ein Problem.

Die einzigen, die von dem Blackout profitieren, sind die Teppichhändler am Strand. Die freuen sich über zusätzliche Kunden, denn da viele nicht mehr arbeiten können, strömen die Menschen an den Strand und kaufen den Händler mehr als sonst ab.

Wer allerdings kein Bargeld hat, hat Pech, denn auch alle Geldautomaten sind dunkel. Still stehen auch Züge und U-Bahnen - teilweise geht nichts mehr, auch in Portugal. In Lissabon wurden Terminals geschlossen. Touristen warteten auf Neuigkeiten über ihre Verbindungen. "Wir haben in den 50 Minuten, die wir hier warten, kein einziges Flugzeug ankommen oder starten sehen", sagt der niederländische Urlauber Marc Brandsma der Nachrichtenagentur AP.

"Alles ist stehen geblieben"

Auch im Landesinneren ist "alles stehen geblieben", erzählt Julia S., eine Fränkin, die seit Februar im portugiesischen Ponte de Sor lebt und arbeitet, zu BR24. "Es herrscht Verkehrschaos. Wir können keinen Kaffee kochen, nicht das Auto aus der Garage fahren, weil die Tür nur elektrisch aufgeht. Wir haben kein Internet. Es herrscht Chaos." Und so zeigt die Infrastrukturapokalypse die Verletzlichkeit der modernen Informationsgesellschaft.

Im Video: Riesen-Stromausfall in Spanien

Stromausfall in Madrid - die Ampeln sind ausgefallen
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Stromausfall in Madrid - die Ampeln sind ausgefallen

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