Papst Franziskus hat die Möglichkeit, die Messfeier nach altem lateinischen Ritus zu feiern, weiter eingeschränkt. In einem neuen Erklärung heißt es, Ausnahmegenehmigungen für solche Messfeiern in Pfarrkirchen oder für die Errichtung von entsprechenden Personalpfarreien könne nur noch der Vatikan erteilen. Bisher waren die einzelnen Bischöfe dafür zuständig, deren Handlungsspielraum der Papst damit weiter eingeschränkt hat.
"Alte Messe" seit Zweitem Vatikanischen Konzil abgeschafft
Unter der "Alten Messe" oder auch unter dem "Römischen Ritus" versteht man die Liturgie in der katholischen Kirche, bei der der Pfarrer die Messe überwiegend auf Latein und mit dem Rücken zur Gemeinde feiert. So war das bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil in den 1960er Jahren. Dann fand eine Reform der Liturgie statt. Ziel damals war, auf die Gläubigen zuzugehen und sich der Moderne anzupassen. Seitdem wird die Messe in der jeweiligen Landessprache gefeiert und der Priester ist der Gemeinde zugewandt.
Papst Benedikt XVI. hatte dann 2007 das Feiern der Alten Messe wieder erleichtert. Denn bei einer Umfrage während der Vorbereitungen zur Weltsynode hatten Gläubige in mehreren Ländern angegeben, sie fühlten sich durch das Verbot der Alten Messe ausgegrenzt. In den Jahren darauf verzeichneten manche Pfarreien, in denen die Messe nach altem Ritus gefeiert wird, in Nordamerika, aber auch in Europas beachtlichen Zulauf.
Benedikts Nachfolger Papst Franziskus hatte die Möglichkeiten die Alte Messe zu feiern mit dem Schreiben "Traditionis custodes" im Jahr 2021 aber wieder erschwert. Mit den nun veröffentlichten Bestimmungen kann der Vatikan auch viele bereits erteilte Sondergenehmigungen wieder kassieren.
Streit ist Sinnbild für Machtkämpfe in der katholischen Kirche
Auch wenn die Diskussion um die Feier der Alten Messe wie ein kircheninternes Detail wirkt, ist der Streit mittlerweile zum Sinnbild geworden für die Machtkämpfe zwischen Konservativen und Reformern in der katholischen Kirche.
Unmittelbar nach Benedikts Tod übte Benedikts langjähriger Privatsekretär Erzbischof Georg Gänswein Kritik an Franziskus. Anfang Januar veröffentlichte Gänswein sein neues Buch "Nichts als die Wahrheit". Gänswein sagte, Benedikt habe sicher "mit Schmerz im Herzen" gelesen, dass Franziskus die Möglichkeiten der alten Messe wieder eingeschränkt hatte. "Den Menschen diesen Schatz wegzunehmen, dabei ist mir nicht ganz wohl", sagte Gänswein im Januar im Interview mit der katholischen Zeitung "Die Tagespost".
Kardinal Müller: "Fronten eröffnet, die keinem was bringen"
Viele Konservative sind besorgt, die Einschränkung der Alten Messe könnte ein erster Reform-Schritt in der katholischen Kirche sein. Wenn die alte Messe fällt, könnten verheiratete Priester und die Weihe von Frauen bald folgen, so die Befürchtung vieler Konservativer. Auch Kardinäle hatten Franziskus' Vorgehen kritisiert, etwa der frühere Regensburger Bischof und spätere Präfekt der Glaubenskongregation, Gerhard Ludwig Müller, wie er im Interview mit dem ARD-Politikmagazin report München im Januar sagte. Er sprach davon, dass man "in grober Weise" mit den Anhängern der alten Messe umginge und "Fronten eröffnet, eben innerkirchliche Auseinandersetzungen eröffnet, die keinem was bringen".
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