Bei der ersten von sieben Mitgliederkonferenzen warben die designierte SPD-Chefin Andrea Nahles und der kommissarische Parteichef Olaf Scholz für den Koalitionsvertrag mit der Union. Sie könnten nach harten Verhandlungen ein gutes Ergebnis vorlegen, sagte Nahles vor Beginn.
"Ich bin zuversichtlich, dass gute Argumente auch überzeugen." Andrea Nahles
Skeptische Basis
Ob die Basis tatsächlich überzeugt ist und mehrheitlich Ja zu einer Neuauflage der Großen Koalition sagt, wird zwei Tage nach Ende des Mitgliederentscheids am 4. März bekanntgegeben.
In Hamburg überzeugten Nahles und die anderen GroKo-Befürworter jedenfalls nicht alle der rund 650 in die Messe gekommenen SPD-Mitglieder aus dem Norden. Einige gingen früher und ließen erkennen, dass sie Nein zu einer erneuten Zusammenarbeit mit der Union sagen werden.
"Wie kann sich die SPD erneuern, wenn sie gleichzeitig regieren muss?"
Vor allem zwei Fragen bewegten die Mitglieder, wie sie mit Punkten auf aufgestellten Schautafeln deutlich machten: "Wie kann sich die SPD erneuern, wenn sie gleichzeitig regieren muss?" Und: "Wie können wir uns in einer großen Koalition ausreichend profilieren?"
Die Konkurrentin aus Flensburg
Kurz vor Beginn der Konferenz reichte Flensburgs Oberbürgermeisterin Simone Lange offiziell ihre Bewerbung für den SPD-Bundesvorsitz ein. Sie will nach dem Rücktritt von Martin Schulz am 22. April beim Sonderparteitag in Wiesbaden gegen die vom Vorstand nominierte Nahles antreten. Kampfkandidaturen sind bei der SPD äußerst selten.
"Mein Motiv ist, dass ich mehr Transparenz in die Prozesse bei der SPD reinbringen möchte, dass die Mitglieder mehr mitgenommen werden bei Entscheidungen, die auf Bundesebene getroffen werden." Simone Lange, Oberbürgermeisterin von Flensburg
Kühnert sieht keine Zerreissprobe für die SPD
Juso-Chef Kevin Kühnert ist ebenfalls an der Basis unterwegs, um bei den Mitgliedern für ein Nein zu werben. Er erwartet keine Zerreißprobe für die SPD, falls die Parteimitglieder den Koalitionsvertrag ablehnen sollten.
"Wir sind nicht auf einer Zerstörungsmission." Kevin Kühnert, Juso-Vorsitzender
Briefwahl bis 2. März
Die rund 463.000 SPD-Mitglieder können per Briefwahl vom 20. Februar bis zum 2. März abstimmen, ob sie für eine Koalition mit der Union sind. Am 4. März wird das Ergebnis verkündet.