Niedlich will Kevin Kühnert nicht sein. Wirklich nicht. Im Magazin der "Süddeutschen Zeitung“ zeigt er - ganz in der Tradition des früheren SPD-Finanzministers Peer Steinbrück - den Stinkefinger auf die Frage, ob er mit der Bezeichnung "der niedliche Kevin" einverstanden sei.
Schmutzkampagne mit russischer Hilfe?
Den Stinkefinger würde der Juso-Chef wahrscheinlich auch gerne demjenigen zeigen, der für die heutige Schlagzeile der Bild-Zeitung gesorgt hat: Von einer neuen Schmutzkampagne bei der SPD ist da die Rede, in die auch Kühnert verwickelt sei.
Die Bild berichtet von Emails, in denen Kühnert aus Russland das Angebot erhalten habe, dessen NoGroKo-Kampagne zu unterstützen, durch Stimmungsmache in den sozialen Netzwerken mithilfe sogenannter Social Bots. Angeblich - so behauptet es der Informant der Zeitung - sei Kühnert interessiert gewesen.
Jusos erstatten Anzeige
Die Jusos dementieren: Die in der Zeitung zitierten Emails seien gefälscht; die Jusos hätten Anzeige gegen Unbekannt erstattet, teilt der Sprecher der SPD-Jugendorganisation mit und fügt hinzu: Wir würden niemals auf solche Methoden zurückgreifen.
Kühnert tourt derzeit durch Deutschland. Bis Ende des Monats will er die SPD-Mitglieder davon überzeugen, beim Mitgliedervotum gegen die Koalition mit der Union zu stimmen. Auch die Parteiführung ist im Land unterwegs. Sie wirbt für ein Ja.
Rekord-Tief in der Umfrage
Die Partei ist zerrissen, nicht nur wegen der Diskussion um eine erneute Regierungsbeteiligung; auch diverse Personaldebatten sorgten dafür, dass die Sozialdemokraten in der Wählergunst sinken. Nur noch 16 Prozent würden die SPD laut dem jüngsten ARD-Deutschlandtrend wählen, wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre. Das ist das schlechteste Ergebnis für die Partei jemals in dieser Befragung.
Die Zerrissenheit zeigt sich auch bei den Parteianhängern: Gefragt, wie sie eine erneute Koalition aus Union und SPD bewerten, sagen 51 Prozent, sie finden das gut oder sehr gut. 49 Prozent sehen das nicht so. Damit bleibt es spannend, wie das Mitgliedervotum ausgeht; am 4. März soll das Ergebnis verkündet werden.