"Meine Familie wurde ausgerottet. 19 Mitglieder wurden ermordet." Rudolf Gelbard,Holocaustüberlebender
Mit festem Blick in die Kamera erzählt Rudolf Gelbard, was Nationalsozialisten ihm im Alter von 12 Jahren angetan haben. Mit viel Glück hat er die Haft im Konzentrationslager Theresienstadt überlebt. Nie im Leben hätte er sich träumen lassen, dass in seiner Heimat Österreich wieder eine Partei wie die FPÖ an die Macht kommt, deren Mitglieder die damaligen Täter noch heute ehren.
"Und darum trifft mich das besonders, dass durch den jetzigen Wahlausgang eine Partei stark gewonnen hat – von den Burschenschaften durchsetzt. Es gibt sieben Beispiele von schwersten Kriegsverbrechen, wo Burschenschafter beteiligt waren." Rudolf Gelbard
Heftige Reaktionen
Gelbard hat nun das gedrehte Video bei Facebook online gestellt, in dem er vor unkritischem Umgang mit der von der FPÖ repräsentierten Vergangenheit warnt. Nicht wenige Österreicher nehmen ihm das übel und gehen nun auf Facebook dazu über, den Holocaust-Überlebenden zu beschimpfen oder ihn zu beleidigen. Gelbard erzähle Lügengeschichten oder sei von Linksterroristen finanziert. Alexander Pollak von der Organisation "SOS Mitmensch", die das Video online gestellt hat, hatte nicht mit solchen heftigen Reaktionen gerechnet
"Uns ist bewusst, dass die Stimmung derzeit sehr aufgeheizt ist. Es ist auch klar, dass wenn Personen an die Öffentlichkeit gehen, dass es da auch sehr harsche Reaktionen gibt. Aber die Heftigkeit der geschichtsrevisionistischen Aussagen hat uns auch überrascht. Wir haben auf Facebook viele Postings löschen und User sperren müssen." Alexander Pollak, Aktivist von SOS Mitmensch
Wenig optimistische Einschätzung
Einen großen Aufschrei im Netz oder in den österreichischen Medien über den Umgang mit dem KZ-Überlebenden Rudolf Gelbard hat es bislang nicht gegeben. Und bei der Organisation "SOS-Mitmensch" ist man froh, dass der 87-Jährige keinen eigenen Facebook-Account hat und von den Hasskommentaren nicht allzuviel mitbekommt. Sonst würde er sich in seiner wenig optimistischen Einschätzung nur bestätigt fühlen.