Ukrainische Streitkräfte haben laut Präsident Wolodymyr Selenskyj im Osten des Landes zwei chinesische Soldaten gefangengenommen. Insgesamt seien sechs chinesische Soldaten dort auf russischer Seite in Gefechte gegen ukrainische Truppen verwickelt gewesen, sagte Selenskyj in Kiew. Er habe ukrainische Beamte angewiesen, eine offizielle Erklärung von China einzuholen. Das ukrainische Außenministerium bestellte den chinesischen Geschäftsträger in Kiew ein.
Offenbar habe sich ein weiteres Land dem Krieg auf russischer Seite angeschlossen, erklärte der ukrainische Präsident. Er erwarte nun eine Reaktion der USA und Europas auf diesen Vorgang. Die Entwicklung könnte die fragilen Friedensbemühungen in dem drei Jahre andauernden Krieg gefährden, sagte Selenskyj weiter.
"Viele weitere chinesische Staatsbürger" auf russischer Seite?
Auf X veröffentlichte er zudem ein Video von einem der Männer. Die ukrainische Regierung habe "Informationen, die darauf hindeuten, dass sich viele weitere chinesische Staatsbürger in den Einheiten der Besatzer befinden". Die chinesischen Kriegsgefangenen befinden sich demnach beim ukrainischen Geheimdienst SBU.
Selenskyj sagte nicht, ob die Ukraine glaube, dass die Männer auf Befehl Pekings handelten oder als Söldner kämpften. Das chinesische Außenministerium reagierte nicht sofort auf eine Anfrage von Reuters. Schon länger gibt es Berichte, dass chinesische Staatsbürger als Soldaten auf russischer Seite kämpfen. Offiziell bestätigt wurde das bisher nicht, auch genaue Zahlen sind nicht bekannt.
Selenskyj: Putin will Krieg nicht beenden
"Russlands Einbeziehung Chinas und anderer Länder, ob direkt oder indirekt, in diesen Krieg in Europa ist ein klares Signal, dass (Russlands Präsident Wladimir) Putin alles andere als den Krieg beenden will", schrieb Selenskyj. Die gefangengenommenen Männer besäßen Dokumente, die ihre Identität als chinesische Staatsbürger bestätigten. Ukrainische Geheimdienst- und Sicherheitsbeamte würden derzeit "alle Fakten überprüfen".
China ist enger Partner Russlands, direkte Unterstützung im Krieg gegen die Ukraine leistet die Regierung in Peking nach offizieller Darstellung aber nicht. Allerdings hat Peking seit dem Beginn des Krieges im Februar 2022 seine politische, militärische und wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Russland deutlich verstärkt. Dagegen ist bekannt, dass die russischen Streitkräfte im Iran hergestellte Drohnen einsetzen, um Ziele in der Ukraine anzugreifen.
Nordkoreanische Soldaten kämpf(t)en in Kursk
Bislang ist nur bekannt, dass nordkoreanische Soldaten auf russischer Seite in dem Krieg eingesetzt wurden. Sie kämpften nach offiziellen Darstellungen vor allem in der russischen Region Kursk gegen ukrainische Streitkräfte, die sich dort festgesetzt hatten. Für die Ukraine wiederum kämpfen nach ukrainischen Angaben Tausende ausländische Staatsangehörige freiwillig.
Mit Informationen von Reuters, dpa und AFP
Karte: Die militärische Lage in der Ukraine
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