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Die schwierige Suche nach einem Zwischenlager

Bis ein Endlager für hoch radioaktiven Abfall gebaut ist, sollen Atommüll-Zwischenlager ohne Sicherheitsprobleme in Betrieb bleiben. Das hat jetzt die zuständige Aufsichtsbehörde in Berlin erklärt.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

"Wir stehen am Anfang - und zwar ganz am Anfang", sagt Wolfram König, der Präsident des Bundesamtes für kerntechnische Entsorgungssicherheit (BfE). Er spricht über die Suche nach einem Endlager für den deutschen Atommüll. Nach jahrelangem politischen Streit hat sie gerade erst begonnen.

Bis 2031 soll der richtige Standort gefunden sein. Dann folgen Genehmigungsverfahren, der Bau des Lagers und die Sicherheitsüberprüfungen. "Das heißt, man kann davon ausgehen, dass 2050 ein Endlager in Betrieb ist", sagt König. "Und das ist eine optimistische Annahme."

Ab 2032 laufen Genehmigungen der Zwischenlager aus

2050 – das ist eigentlich 18 Jahre zu spät. Denn ab 2032 laufen die Genehmigungen der deutschen Zwischenlager, in denen der Atommüll bisher untergebracht wird, nach und nach aus. 16 davon gibt es bundesweit. Drei davon in Bayern: GrafenrheinfeldIsar und Gundremmingen.

Ihr Betrieb wurde für jeweils 40 Jahre erlaubt, weil man davon ausging, bis dahin werde ein Endlager fertig sein. Doch das wird nicht klappen. Daher plädiert der BfE-Präsident dafür, die Genehmigungen der Zwischenlager – wenn es die Sicherheit zulässt – zu verlängern und die alten Atom-Brennstäbe dort so lange aufzubewahren, bis ein Endlager errichtet ist.

BfE-Präsident warnt vor unnötigen Castor-Transporten

Bei Bürgern und Politikern in betroffenen Gemeinden dürfte sich König mit dieser Forderung kaum beliebt machen. Viele von ihnen wünschen sich die schnelle Räumung der dezentralen Lager und bringen wenige große oder ein großes zentrales Zwischenlager vor.

Doch genau davor warnt Wolfram König. Denn das würde bedeuten, dass man insgesamt doppelt so viele Castor-Transporte quer durch Deutschland brauchen könnte: Anstatt nur aus den jetzigen Zwischenlagern zu einem Endlager, müsste der Atommüll vorher auch noch in eine der zentralen Zwischenstationen gebracht werden. Außerdem würde es aus Sicht des BfE-Präsidenten neuen Streit zwischen Gemeinden, Bundesländern und Parteien geben – um die Standorte der Zentrallager: "Wir führen dann einen gesellschaftlichen Großkonflikt um etwas, was wiederum nur einen Zwischenschritt darstellt. Und das eigentlich Problem, was zu lösen ist, nämlich zügig diese Endlagerfrage zu lösen, gerät aus dem Blick."

Bundesamt: Zwischenlager sind sicher

Auch an den drei bayerischen Zwischenlagern Grafenrheinfeld, Isar und Gundremmingen gibt es Politiker und Bürger, die verhindern wollen, dass diese noch länger in Betrieb bleiben. Doch Wolfram König hält ihnen entgegen: Viele Gemeinden hätten sich früher für deren Bau eingesetzt: "Die dezentralen Zwischenlager sind auch aus dem Interesse der Kommunen entstanden, die damals gesagt haben, wir wollen einen störungsfreien Betrieb haben. Sie sind entstanden zur Vermeidung von Transporten. Das war eines der zentralen Momente, weil jeder Transport ist ja auch mit einem Risiko verbunden."

König widerspricht Berichten von Atomkraft-Gegnern und Umweltschützern, in denen es heißt, einzelne Zwischenlager seien unsicher. "Als Genehmigungsbehörde kann ich sagen, ich kenne keinen einzigen Fall, wo wir derzeit Unsicherheiten haben."

Man müsse die Sicherheit der Zwischenlager aber immer wieder auf den Prüfstand stellen und auf neue Gefahren reagieren, betont er. Das gelte auch dann, wenn sich die Öffentlichkeit kaum noch für die Überbleibsel der Atomkraftwerke interessiert, weil das letzte davon längst vom Netz gegangen ist.