Ukrainische Soldaten in der Region Donezk.
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Ukrainische Soldaten in der Region Donezk.

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Schweden und die Angst vor illegalen Waffen aus der Ukraine

In Europa wächst die Sorge, dass Kriminelle Kriegswaffen aus der Ukraine nach Skandinavien schmuggeln könnten. Entsprechende Hinweise sind bei der europäischen Polizeibehörde Europol eingegangen. Schweden kennt das Problem.

Über dieses Thema berichtet: Dossier Politik am .

Immer wieder gibt es in Schweden Schießereien zwischen rivalisierenden Gangs. Die wenigsten dieser Verbrechen werden aufgeklärt. Ermittler vermuten, dass bei diesen Taten nicht selten Waffen aus dem früheren Jugoslawien zum Einsatz kommen. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass derartige illegale Waffen in Zukunft auch aus der Ukraine in Umlauf kommen könnten.

Seit den Kriegen auf dem Gebiet des ehemaligen Jugoslawiens in den 1990er-Jahren sind Waffen in großer Zahl über Osteuropa auch nach Schweden gelangt. Das haben unter anderem Razzien gezeigt. Gerade die Wege vom Balkan in den Norden hätten sich in den vergangenen 30 Jahren gut eingespielt, sagt Sanimir Resic, Professor für Osteuropa-Studien an der Universität Lund, im schwedischen Fernsehen.

Kriminelle Netzwerke auf der Balkanroute

Es gebe seit den 90er-Jahren eine regelrechte Infrastruktur für den Schmuggel von Drogen, Tabak, Frauen, die sehr einfach auch für diese Art von Waffenschmuggel genutzt werden könne. "Aber auch jetzt – 25 Jahre später – nutzt man noch diese Balkanroute", so Sanimir Resic, Balkanexperte und Historiker.

Das schwedische Justizministerium hat erst im vergangenen Jahr ein neues Programm auf den Weg gebracht, um den Waffenschmuggel in den Griff zu bekommen. Daran beteiligt sind der schwedische Zoll, die Polizei und die Staatsanwaltschaft. Es läuft noch bis zum Sommer kommenden Jahres.

Hinweise auf Waffenschmuggel aus der Ukraine

Nun wächst die Sorge, dass auch aus dem ukrainischen Kriegsgebiet Waffen herausgeschmuggelt werden könnten. In Schweden gibt es bei der Polizei erste Hinweise, dass sich die Kriminellen im eigenen Land genau für solche Waffen interessieren.

EU versucht, illegalen Waffenhandel zu unterbinden

Selbst in Brüssel ist das Thema angekommen. Die EU-Kommissarin für Inneres, die Schwedin Ylva Johansson, blickt durchaus auch mit dieser Sorge auf den Krieg in der Ukraine, wie sie dem schwedischen Fernsehen vor kurzem sagte: "Irgendwann wird dieser Krieg vorbei sein. Und wir haben nicht zuletzt nach dem Krieg im ehemaligen Jugoslawien gelernt, dass Waffen noch im Umlauf sein können - lange nachdem ein Krieg beendet wurde." Bereits im Juli hat Johansson in Moldau eine Unterstützungsstelle der EU für innere Sicherheit und Grenzmanagement eröffnet. Sie soll unter anderem dabei helfen, den illegalen Waffenhandel über das Land zu unterbinden.

Krieg bereitet Nährboden für Kriminelle

Experten sind allerdings wenig optimistisch. Ein vom Krieg ausgemergeltes Land biete am Ende immer einen Nährboden für den illegalen Handel mit Waffen, sagt Resic. "Nach jedem Krieg sehen wir Gesellschaften, die total zerstört sind." Es sei richtig, beim Thema Waffenlieferungen die Ukraine zu unterstützen, aber nach dem Krieg "müssen wir hart sein".

Der Historiker befürchtet große Probleme mit dem Waffenschmuggel nach Kriegsende und appelliert an Europa, sich besser darauf vorzubereiten als beim letzten großen Krieg auf europäischen Boden. Dass das nötig ist, darin sind sich fast alle Experten in Schweden einig. Denn wenn Kriegswaffen erst einmal das ehemalige Kriegsgebiet verlassen haben, dann ist der Handel mit ihnen nur schwer zu stoppen – selbst, wenn dazwischen viele Jahre vergehen.

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