Covid-19 kann zu gravierenden Langzeitfolgen führen. Wie Ärzte, Experten und Angehörige feststellen müssen: Auch bei Kindern und Jugendlichen. Die Erkrankung selbst verläuft bei Kindern im Allgemeinen weniger schlimm als bei Erwachsenen. Sie entwickeln zumeist grippeähnliche, mildere Symptome. Unter dem Schlagwort "Long Covid" werden jetzt aber auch die teils heftigen Spätfolgen bei Kindern stärker in den Fokus gerückt.
Kinderstation in Schweden zur Therapie von Covid-Spätfolgen
In Stockholm wurde deshalb im Dezember die Langzeit-Covid-Abteilung im Astrid-Lindgren-Kinderkrankenhaus eröffnet. Diese Station ist eine der ersten weltweit für Kinder und Jugendliche, die nach einer Infektion nicht mehr richtig gesund werden. Die Abteilung sei multidisziplinär aufgestellt, erklärt die leitende Ärztin Malin Ryd Rinder. Kinderärztinnen, Physiotherapeuten und Kinderpsychologinnen beurteilen die jungen Patienten jeweils aus ihrer Fachrichtung.
Zum Beispiel auch die neunjährige Julia. Sie leidet seit einem Jahr an den Folgen ihrer Corona-Infektion. Körperliche Anstrengung ist für die Grundschülerin immer noch eine Herausforderung, sie fühlt sich müde. Husten, Kopf-, Hals- und Bauchschmerzen kommen immer wieder in Schüben.
Derzeit nur Behandlung der Symptome
Im Moment wird symptomatisch behandelt – beispielsweise bekämen Kinder mit Bauchschmerzen Medikamente gegen Übelkeit, berichtet die Ärztin. Noch gebe es zu speziellen Therapien keine größeren Studien, man stehe völlig am Anfang. Und wie viele Kinder insgesamt betroffen sind – auch das ist unklar. Im Astrid Lindgren-Kinderkrankenhaus werden derzeit 80 Kinder und Jugendliche behandelt, in ganz Stockholm sollen es laut Medienberichten über 200 sein.
Von offizieller Seite gibt es keine Bestätigung für diese Zahlen. Und auch die Frage, welche Kinder ein erhöhtes Risiko für Langzeit-Covid haben könnten, kann Ärztin Malin Ryd Rinder nicht beantworten. Sie behandeln eine sehr gemischte Gruppe: Kinder mit und ohne Vorerkrankungen in allen Altersklassen. Betroffen seien eher Jugendliche als Kinder und mehr Mädchen, so viel könne man zumindest sagen.
Keine Schulschließungen in Schweden
Schweden hat seit Beginn der Pandemie die Schulen bis einschließlich Klasse neun fast nie geschlossen. Es gibt weder eine Maskenpflicht noch werden Schülerinnen und Schüler regelmäßig getestet. Man könne daraus aber nicht schließen, dass es hier mehr Kinder mit Langzeit-Covid gebe als woanders, glaubt die Ärztin. Berichte darüber kenne sie aus vielen Ländern und die Schulen in Schweden zu schließen, sei keine Alternative. Es seien nur wenige Kinder von ernsthaften Komplikationen betroffen. Durch Schulschließungen hätte es deutlich größere Probleme anderer Art gegeben, so Ryd Rinder.
Langer Weg zurück ins normale Leben
Die neunjährige Julia geht inzwischen wieder zur Schule, zumindest halbtags. Viel mehr schafft sie nicht, an Hobbys oder Verabredungen ist nicht zu denken. Dabei fehle ihr das sehr, sagt sie. Ihre Mutter ist optimistisch, dass es Julia bald deutlich besser geht. Wie lang das aber noch dauern kann, weiß sie nicht. Diese Frage können die Ärztinnen und Ärzte nicht beantworten.
Man brauche viel Geduld, so auch die Ärztin des Kinderkrankenhauses. Alles langsam angehen, kleine Schritte machen, den Körper nicht überfordern.
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