Ein Frachter für flüssiges Erdgas (LNG) liegt im Hafen von Rotterdam.
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Bundeskanzler Scholz geht davon aus, dass ersten Flüssiggas-Terminals zu Beginn des nächsten Jahres an das deutsche Gasnetz angeschlossen werden.

    Scholz: Flüssiggas-Terminals gehen Anfang 2023 in Betrieb

    Der Bundeskanzler rechnet fest damit, dass die beiden an der Nordsee geplanten LNG-Terminals in diesem Winter fertig werden. Deutschland will so die Abhängigkeit von russischem Gas reduzieren. Auch bei den Gasspeichern gibt es gute Nachrichten.

    Die Bundesregierung will die Abhängigkeit von russischen Energielieferungen weiter verringern. Dabei setzt die Ampelkoalition auch auf den Einsatz von Flüssiggas aus anderen Ländern. Bundeskanzler Olaf Scholz geht davon aus, dass noch in diesem Winter die beiden ersten an der Nordseeküste geplanten LNG-Terminals in Betrieb gehen können. Die schwimmenden Terminals sind im Kern Flüssiggas-Tanker, die den Brennstoff aber selbst wieder in den Gas-Zustand versetzen können. Damit wird kein kompletter Hafen sondern in erster Linie neben dem Schiff nur eine Verbindung zur Pipeline an Land benötigt.

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  • Kanzler sieht Gas-Versorgung in Deutschland gesichert

    Auf seiner Sommer-Pressekonferenz in Berlin sagte Scholz, die Terminals würden zu Beginn nächsten Jahres angeschlossen. Man habe bereits in den vergangenen Jahren daran geplant. "Deswegen wird es jetzt auch schnell gehen." Es sei derzeit zwar teuer Gas zu beschaffen. "Aber wir werden immer genug kriegen, darum geht es ja." Die Terminals gelten als entscheidend, damit Deutschland den Winter ohne Gas-Kürzungen auskommen kann.

    Gebaut werden die sogenannten Floating-Terminals im Eilverfahren in Wilhelmshaven und Brunsbüttel. Das Wirtschaftsministerium hatte im Juli noch die Hoffnung geäußert, dass Wilhelmshaven Ende 2022 fertig wird.

    Drei weitere Terminals in Aussicht

    Die Regierung hat insgesamt vier der Spezialschiffe gemietet. Kommen soll das Flüssiggas dann unter anderem aus den USA, Norwegen oder Katar. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) war deshalb im Frühjahr in mehrere Export-Länder gereist, um Lieferverträge auszuhandeln.

    Neben Wilhelmshaven und Brunsbüttel sind drei weitere Terminals geplant: Eines in Stade und eines in Lubmin an der Ostsee-Küste sind der Regierung zufolge wohl Ende 2023 betriebsbereit. In Lubmin hat ein privates Konsortium ein weiteres auf den Weg gebracht. Dieses fünfte Terminal könnte bereits Ende 2022 zur Verfügung stehen.

    Scholz macht sich für neue Pipeline aus Spanien stark

    Darüber hinaus hat Scholz angekündigt, sich für die Erschließung neuer Energiequellen einzusetzen. Der SPD-Politiker brachte dabei den Bau einer Pipeline von Portugal und Spanien über Frankreich nach Mitteleuropa in Spiel. Eine solche Leitung hätte gebaut werden sollen und werde nun vermisst, sagte Scholz bei seiner Pressekonferenz. Diese würde jetzt "einen massiven Beitrag zur Entlastung und Entspannung der Versorgungslage" leisten.

    Er habe deshalb bei seinen Kollegen in Spanien, Portugal und Frankreich sowie bei EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen "sehr dafür geworben, dass wir zum Beispiel ein solches Projekt anpacken". Spanien hat mit insgesamt sechs Anlagen die meisten Flüssiggas-Terminals in Europa und zudem eine Pipeline aus dem Förderland Algerien. Es besteht allerdings keine größere Verbindung nach Frankreich.

    Projekt war damals aus ökonomischen Gründen verworfen

    Das Projekt "MidCat" für eine Gaspipeline von Spanien nach Südfrankreich war vor einigen Jahren gestoppt worden, weil es aus damaliger Sicht auch wegen des billigeren Erdgases aus Russland für unwirtschaftlich gehalten wurde. Mit Hilfe der EU könnte es wiederbelebt werden. Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez hatte jüngst hervorgehoben, sein Land könne Gas in die EU exportieren.

    Zugleich betonte Sánchez aber, dass die EU den Bau finanzieren müsse. Es fehlen noch 226 Kilometer von Katalonien über die Pyrenäen bis nach Frankreich, Bauzeit mindestens zwei Jahre. Diskutiert wird auch eine Verbindung von Spanien nach Italien. Auch dies würde helfen, den Gas-Fluss nach Mitteleuropa und somit Deutschland zu erleichtern.

    Gasspeicher-Ziel von 75 Prozent fast erreicht

    Neben mehr Flüssiggas sollen auch Einsparungen und volle Gasspeicher dabei helfen, im Winter einen Gas-Mangel in Deutschland abzuwehren. Laut Bundeskanzler Scholz sei man auch hierbei auf einem guten Weg. Er hofft, dass die Gasspeicher weiter gefüllt werden können. Sie seien schon jetzt wesentlich voller als im vergangenen Jahr.

    Wie das Bundeswirtschaftsministerium und die Bundesnetzagentur bekanntgaben, lagen die Füllstände der Speicher am Dienstag bei 73,7 Prozent. Bis zum 1. September wird ein Speicherziel von 75 Prozent angestrebt. "Es wird weiter eingespeichert", teilte die Netzagentur in ihrem täglichen Lagebericht mit.

    Nach Einschätzung der Netzagentur ist die Gasversorgung in Deutschland weiter stabil und die Versorgungssicherheit gewährleistet. Gleichwohl seien die Großhandelspreise weiterhin hoch und Unternehmen wie Verbraucher müssten sich auf "deutlich steigende Gaspreise einstellen".

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