Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat an die Toten des rassistischen Brandanschlags von Solingen vor 30 Jahren erinnert.
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Archivbild: Demonstranten tragen am 29. Mai 1993 vor dem ausgebrannten Haus der Familie Genç in Solingen türkische Fahnen.

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Scholz: Brandanschlag von Solingen ist Mahnung für uns

Vor 30 Jahren starben fünf türkische Frauen und Mädchen, als Rechtsradikale in Solingen das Haus der Familie Genç anzündeten. Am heutigen Jahrestag erinnerte Bundeskanzler Scholz an die Toten und richtete mahnende Worte an die Bevölkerung.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

30 Jahre ist der Brandanschlag von Solingen her. Rechtsextreme zündeten am 29. Mai 1993 das Wohnhaus der Familie Genç an. Fünf türkische Mädchen und Frauen starben, weitere Familienmitglieder wurden teils lebensgefährlich verletzt. Die Bilder des ausgebrannten Hauses gingen damals um die Welt. Zum heutigen Jahrestag erinnerte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) an die Toten.

Scholz: "Alle schützen, die hier leben"

"Der rechtsextreme Mord an fünf Menschen mit türkischen Wurzeln mahnt uns, alle zu schützen, die hier leben, die Verbrechen zu ahnden und Opfern zu helfen", schrieb Scholz auf Twitter. Und weiter: "Mit Respekt für unsere vielfältige Gesellschaft können wir viel erreichen." Der Kanzler postete ein Foto des damals ausgebrannten Hauses in Solingen und stellte die Namen der Toten dazu: Saime Genç (4), Hülya Genç (9), Gülüstan Öztürk (12), Hatice Genç (18) und Gürsün Ince (27).

Der Anschlag gilt als eines der schwersten rassistischen Verbrechen in der Geschichte der Bundesrepublik. Scholz sprach von einem "dunklen Tag". Kurz nach der Tat waren vier junge rechtsradikale Solinger im Alter zwischen 16 und 23 Jahren festgenommen worden. Sie waren der rechten Szene zuzuordnen und wurden 1995 wegen Mordes verurteilt.

Bundespräsident in Solingen erwartet

Zum 30. Jahrestag des Brandanschlags wurde auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in Solingen erwartet. Steinmeier warnte vor einer Verharmlosung rechtsextremer Strukturen. "Viel zu lange saß unser Land der durch nichts gestützten, aber ständig wiederholten Behauptung auf, es seien verblendete Einzeltäter, die ihr Unwesen treiben", sagte Steinmeier am Montag bei der Gedenkveranstaltung in der nordrhein-westfälischen Stadt. Bei diesem und zahlreichen weiteren rechtsextremen Anschlägen handle es sich um "Terror".

Die dahinterliegenden Strukturen und die Ideologie der Täterinnen und Täter seien "lange übersehen, ignoriert, teils auch verdrängt", sagte Steinmeier in der nordrhein-westfälischen Stadt. "Ich nenne das: Terror. Dieser rechte Terror ist verantwortlich für die Toten hier in Solingen. Diesen rechten Terror gab es vor Solingen, und es gibt ihn nach Solingen. Es gibt eine Kontinuität von rechtsextremer und rassistischer Gewalt in unserem Land."

Im Video: Mahnende Worte - Gedenken am 30. Jahrestag des Brandanschlags von Solingen

Gedenkfeier zum 30. Jahrestag des Brandanschlags von Solingen
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Gedenkfeier zum 30. Jahrestag des Brandanschlags von Solingen

Die Gedenkveranstaltungen hatten bereits am Sonntagabend begonnen. Ein Platz in der Nähe des Rathauses wurde nach Mevlüde Genç benannt, die bei dem Anschlag zwei Töchter, zwei Enkelinnen und eine Nicht verlor. Außerdem gab es einen Mahngang und ein interreligiöses Gebet.

Der nordrhein-westfälische Landtag hatte am Freitag einer Schweigeminute der Opfer des Brandanschlags gedacht. Ministerpräsident Wüst und die Fraktionsvorsitzenden von SPD, Grünen und FDP dankten der Familie Genç, in Deutschland geblieben zu sein und sich für Versöhnung einzusetzen.

Mit Informationen von dpa und epd.

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