Eine Frau hält während einer Veranstaltung nahe des Kapitols ein Schild zum Thema Waffenverbot hoch.
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Die Gruppe "Students Demand Action" forderte nach dem Massaker in Uvalde (Texas) Maßnahmen zur Waffensicherheit.

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Waffengewalt in den USA: Tödlichstes Wochenende 2022

Über ein Dutzend "mass shootings": So viele Schießereien verzeichnete eine Nichtregierungsorganisation dieses Wochenende in den USA. Damit könnte der Monat einen neuen Höchstwert für 2022 erreichen - nicht unerwartet, wie ein Beobachter bemerkt.

Über dieses Thema berichtet: Bayern 2 Zündfunk am .

Die Meldungen reißen nicht ab: In den USA ist es in den vergangenen Tagen erneut zu zahlreichen Schießereien gekommen. US-Medien berichten vom tödlichste Wochenende mit "mass shootings", also Schießereien, in diesem Jahr.

Zwischen Freitag, dem 3. Juni, und Sonntag, dem 5. Juni, zählte die Nichtregierungsorganisation "Gun Violence Archive" in den USA insgesamt 13 Schießereien, bei denen mindestens 17 Menschen getötet und 69 verletzt worden seien. Als "mass shooting" zählt die Gruppe Fälle, bei denen vier oder mehr Menschen verletzt oder getötet wurden, ohne den Schützen einzuschließen.

Waffengewalt in den USA: "Schrecklich, aber nicht unerwartet"

"Obwohl es schrecklich ist, Anfang Juni das tödlichste Massenerschießungswochenende des Jahres zu sehen, ist es nicht unerwartet", kommentierte Mark Bryant, Geschäftsführer des "Gun Violence Archive", die Situation. Er und seine Mitarbeiter würden in der Regel sehen, dass die Verfolgungsarbeit von Schießereien im Sommer zunehme.

Seine Organisation verzeichnete allein 2022 bislang über 240 sogenannte "mass shootings" in den USA. Der Juni wiederum sei auf dem besten Weg, der Monat mit der bisher höchsten Anzahl solcher Schießereien im gesamten Jahr zu werden.

Zahlreiche "mass shootings" am Wochenende in den USA

Eine Auswahl der Waffengewalt am ersten Juni-Wochenende:

  • In der Nähe eines Nachtclubs im Zentrum der 180.000-Einwohner-Stadt Chattanooga (Tennessee) sind am frühen Sonntagmorgen (Ortszeit) zwei Menschen durch Schüsse getötet worden, teilte die örtliche Polizeichefin Celeste Murphy mit.
  • Bei einer Schießerei in Philadelphia starben zwei Männer und eine Frau. In der Ostküstenstadt gab es offenbar mehrere Schützen. Sie feuerten nach Polizeiangaben in der belebten Ausgeh-Straße South Street, auf der hunderte Menschen unterwegs gewesen seien, in eine Menge.
  • In der Stadt Saginaw (Michigan) wurden laut übereinstimmenden Berichten von Lokalmedien bei einem Schusswaffenvorfall drei Menschen getötet.

Debatte über US-Waffengesetze entfacht

Mit diesem Juni-Wochenende setzt sich eine Serie besonders blutiger Schusswaffenangriffe fort. Schon Mitte Mai sorgte ein Massaker für Aufsehen: Ein 18-Jähriger erschoss an einer Grundschule der texanischen Kleinstadt Uvalde 19 Kinder und zwei Lehrerinnen.

Die Tötungsdelikte fachen die Debatte über die US-Waffengesetze erneut an. Eine parteiübergreifende Gruppe von Senatoren verhandelt derzeit unter der Leitung des Demokraten Chris Murphy über eine Waffenrechtsreform. In der Vergangenheit hatten die konservativen Republikaner Verschärfungen des laxen US-Waffenrechts immer wieder verhindert.

Der ehemalige US-Präsident Donald Trump beispielsweise forderte nach dem tödlichen Massaker in Texas mehr Waffen an Schulen. Bewaffnete Sicherheitskräfte und Lehrkräfte könnten schreckliche Taten verhindern, argumentierte er kürzlich bei der Jahrestagung der mächtigen Waffenlobby NRA (National Rifle Association).

Die Aussichten auf eine Reform des Waffenrechts

Senator Murphy wiederum sagte am Sonntag, die von ihm geleitete Gruppe hoffe, ein Gesetzespaket auszuhandeln, dem auch mindestens zehn Republikaner im US-Senat zustimmen würden - zusätzlich zu fast allen Demokraten in der Kongresskammer. "Ich denke, die Möglichkeit eines Erfolgs ist besser als je zuvor", sagte er dem Nachrichtensender CNN.

Das Gesetzespaket sieht demnach "bedeutende Investitionen in die psychische Gesundheit, Geld für die Sicherheit an Schulen und ein paar bescheidene, aber wirkungsvolle Änderungen am Waffenrecht", wie eine Ausweitung der Hintergrundüberprüfung von Waffenkäufern, vor.

US-Präsident Biden macht Kompromissangebot

Unter anderem US-Präsident Joe Biden rief zuletzt verstärkt zu Reformen auf. Am Sonntag machte er ein Kompromissangebot über Twitter: "Wenn wir Sturmgewehre nicht verbieten können, wie wir sollten, müssen wir zumindest das Alter für ihren Kauf auf 21 Jahre anheben." Der sichtlich aufgebrachte Bürgermeister von Chattanooga, Tim Kelly, sagte zu den bislang gescheiterten Waffenrechtsreformen: "Der Kongress muss seine Arbeit erledigen und Regeln nach gesundem Menschenverstand verabschieden, die dabei helfen, diesen Irrsinn zu beenden."

Weitere Schießereien und Unfälle mit Waffen

Bis dahin ist mit weiteren Schießereien zu rechnen - auch mutmaßliche Unfälle durch Schusswaffen sind nicht auszuschließen. So töte Ende Mai ein zweijähriger Junge im US-Bundesstaat Florida seinen Vater mit einer nicht sachgemäß gelagerten Schusswaffe. Wie die Polizei am Montag erklärte, war sie zunächst davon ausgegangen, dass sich der Mann selbst erschossen hatte. Das älteste seiner drei Kinder sagte den Ermittlern jedoch, dass sein kleiner Bruder den Schuss abgab.

Laut Gerichtsdokumenten befand sich die Waffe in einer Tasche, die der Vater auf dem Boden liegen gelassen hatte. Das Kleinkind fand sie und schoss dem 26-Jährigen, der ein Computerspiel spielte, in den Rücken.

Mit Material von AFP.

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