Das Land befinde sich an einer Schwellensituation, sagte der Bischof im mittelfränkischen Höchstadt an der Aisch; er verwies dabei auf die NS-Zeit. Die Nationalsozialisten hätten einst antichristlichen Rassenwahn verbreitet. Viele fragten sich nach dem Ende des Krieges, wie es so weit hatte kommen können und sich selbst angeklagt.
Ein Kämpfer gegen Rechtsextremismus
Schick, der sich öffentlich schon oft gegen rassistische oder antisemitistische Aussagen und Bewegungen gestellt hat, erinnerte an das Stuttgarter Schuldbekenntnis evangelischer Christen von 1945. Dieses Bekenntnis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) sollte heute noch die Christen aufrufen, ihren Glauben mutig zu bekennen, treu zu beten, fröhlich zu glauben und die Mitmenschen zu lieben. So bleibe die christliche Prägung und Kultur erhalten.
Die Wiedereröffnung der Pfarrkirche St. Georg in Höchstadt ist für Schick eine Erinnerung daran, die christlichen Wurzeln und Traditionen hoch zu halten. Zugleich sei sie ein Aufruf, alles dafür zu tun, "dass unser Land ein christliches bleibt".
Christentum ja - Kirchenbesuch nein
Dafür, so Schick, müsse man aber auch etwas tun - und nicht nur fordern. Den Wunsch der meisten Bundesbürger, wonach Deutschland auch künftig christlich geprägt sein soll, bezeichnete der Erzbischof als "schizophren". Auf der einen Seite habe eine neue Umfrage des Meinungsforschungsinstitus Allensbach genau diesen Wunsch deutlich gemacht. Auf der anderen Seite beteiligten sich immer weniger am kirchlichen Leben. Schick kann das ganz und gar nicht verstehen.
"Man kann nicht etwas wollen und nichts dafür, sogar manches dagegen, tun." Bambergs Erzbischof Schick
Mehr Konfessionslose
Die Umfrage, die Allensbach im Auftrag der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung durchgeführt hatte, ist die Basis für Schicks Kritik. Darin hatten 56 Prozent gefordert, Deutschland solle auch in der Öffentlichkeit deutlich zeigen, dass es ein christliches Land sei. Die Bedeutung des christlichen Glaubens in der Gesellschaft hat aber laut Umfrage in den vergangenen Jahrzehnten stark abgenommen. Der Anteil der Konfessionslosen steigt, während gleichzeitig auch unter den Kirchenmitgliedern immer weniger regelmäßig einen Gottesdienst besuchen.