Russland ist offenbar zu einer Verlängerung des Schwarzmeer-Getreideabkommens bereit. Nach Gesprächen mit UN-Vertretern in Genf verbreitete der russische Vize-Außenminister Sergej Werschinin eine Erklärung, in der es heißt: Die russische Seite habe "keine Einwände gegen eine weitere Verlängerung, allerdings nur um 60 Tage."
Das Abkommen, auf das sich Russland und die Ukraine im vergangenen Juli unter Vermittlung der Vereinten Nationen und der Türkei geeinigt hatten, soll trotz des russischen Angriffskrieges den Export von Lebensmitteln aus der Ukraine über das Schwarze Meer sicherstellen.
Abkommen läuft am Samstag ab
Nach UN-Angaben hat die Vereinbarung die Ausfuhr von rund 23 Millionen Tonnen Getreide aus ukrainischen Häfen ermöglicht. Zugleich sollen Dünger und Lebensmittel aus Russland ausgeführt werden. Die Ukraine und Russland zählten vor dem Krieg zu den weltweit größten Getreideexporteuren.
Zuletzt wurde das Abkommen im November um 120 Tage verlängert. Wenn es in dieser Woche keine Einigung gibt, läuft es am kommenden Samstag aus. Bei den Verhandlungen in Genf, die hinter verschlossenen Türen stattfanden, sollte es wieder um eine Verlängerung um 120 Tage gehen.
Ukraine: Abkommen sieht Verlängerung von 120 Tagen vor
Der russische Verhandlungsführer Werschinin erklärte, dass gemäß dem Abkommen vom Juli 2022 ukrainische Exporte mit ordentlichem Tempo abgewickelt würden. Russische Ausfuhren hingegen würden weiter behindert. "Unsere weitere Haltung wird von greifbaren Fortschritten bei der Normalisierung unserer Agrarexporte abhängen", so Werschinin. "Dazu gehören Bankzahlungen, Transportlogistik, Versicherungen, die Freigabe eingefrorener Finanzaktivitäten und Ammoniaklieferungen über die Toljatti-Odessa-Pipeline."
Der ukrainische Infrastrukturminister Oleksandr Kubrakow kritisierte, das Getreideabkommen "sieht eine Verlängerung von mindestens 120 Tagen vor". Russlands Position, das Abkommen nur um 60 Tage zu verlängern, widerspreche daher "dem von der Türkei und der Uno unterzeichneten Dokument", erklärte Kubrakow im Onlinedienst Twitter. Die Ukraine warte nun "auf die offizielle Position der Uno und der Türkei als Garanten der Initiative".
Moskau hatte zuletzt gezweifelt
Moskau hatte vor den Gesprächen Zweifel an einer Verlängerung des Abkommens geäußert. Der russische Außenminister Sergej Lawrow bezeichnete eine Verlängerung am Donnerstag noch als "kompliziert".
UN-Generalsekretär António Guterres hatte dagegen am Dienstag vergangener Woche bei einem Besuch in Kiew gesagt, das Abkommen zu verlängern, sei von "entscheidender Bedeutung". Es habe dazu beigetragen, die globalen Lebensmittelpreise zu senken und damit vor allem Menschen in Entwicklungsländern geholfen.
Mit Informationen von AFP
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